Nordhäuser Firma stellt neues Antriebssystem vor

Ein Quantensprung in der Mobilität

Freitag
01.04.2022, 08:04 Uhr
Autor:
red
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Bei der Firma IMG in Niedersalza tüftelt man gerne und kann auf einige ansehnliche Erfolge verweisen, darunter auch das Antriebssystem für den Combino Duo. Mit der neuesten Entwicklung verlegt man sich von der Schiene auf die Straße. Geht das Konzept auf, steht uns eine technische Revolution bevor…

Ordentlich was unter der Haube - die Firma IMG arbeitet an einem Antriebssystem für Pkw auf Basis eines Thorium-Reaktors (Foto: IMG) Ordentlich was unter der Haube - die Firma IMG arbeitet an einem Antriebssystem für Pkw auf Basis eines Thorium-Reaktors (Foto: IMG)


Elektromobilität ist weiter im Kommen, doch noch bremsen Einschränkungen bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit die Entwicklung. Eine entscheidende Wendung könnte bald aus Nordhausen kommen. Die Ingenieure der Firma IMG Electronic & Power Systems arbeiten hier an einem neuen Antriebssystem und haben in jahrelanger Arbeit einen mobilen Flüssigsalzreaktor entworfen, der kompakt genug ist, um im Mobilitätsbereich Einsatz zu finden.

„Die aktuelle Entwicklung stellt – das darf man sicherlich sagen – alles bisher Dagewesene in den Schatten“, erklärt Geschäftsführer Helge Maday stolz. Seine Firma ist primär damit beschäftigt, elektronische Baugruppen im Kundenauftrag zu entwickeln, fertigen und zu prüfen. Aber seit der Neugründung 2006 hat man die Lust am Forschen und Experimentieren nie verloren. Und man kann auf beachtliche Erfolge verweisen - IMG Technik steckt im Audi e-Tron oder auch in der Nordhäuser Hybrid-Bahn, dem „Combino-Duo“. „An unserem jüngsten Projekt haben wir jetzt schon einige Jahre im stillen geforscht. Die jüngsten Festlegung der EU-Kommission, Atomstrom als grünen Energie einzustufen hat uns deutlichen Rückenwind gegeben und wir sind davon überzeugt, jetzt in den Praxistest zu gehen“, so Maday.

Beim Prototyp der Nordhäuser handelt es sich um eine hochmoderne Einheit der Bauart „Schneller Brüter“. „Die Besonderheit hierbei ist, dass der Brennstoff – eine Thorium-Mischung – nicht durch Wasser gekühlt wird, sondern in flüssigem Salz aufgelöst ist. Der Reaktor kann abgebrannte Brennstäbe im laufenden Betrieb aufbereiten, damit sie wieder für die Energiegewinnung eingesetzt werden können. So wird nicht nur Brennstoff verbraucht, sondern gleichzeitig neuer produziert.“, erklärt der Geschäftsführer.

Eine zentrale Herausforderung für die Nutzung in einer Antriebseinheit sei es gewesen, dieses noch sehr junge Funktionsprinzip soweit zu miniaturisieren, dass es vom Abmaß und Eigengewicht her in ein handelsübliches Fahrzeug eingebaut werden konnte. „Dies ist unseren Ingenieuren unter Beibehaltung aller erforderlichen Sicherheitssysteme geglückt, wobei lediglich das Fahrwerk des verwendeten Versuchsfahrzeugs verstärkt werden musste, um ein unvermeidliches Mehrgewicht aufnehmen zu können.“

Auf dem Betriebsgelände in Niedersalza konnte erste Testfahrten erfolgreich absolviert werden (Foto: IMG) Auf dem Betriebsgelände in Niedersalza konnte erste Testfahrten erfolgreich absolviert werden (Foto: IMG)


Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: Einbau, Inbetriebnahme und erste Testfahrten auf dem Werksgelände der IMG konnten erfolgreich absolviert werden. Die Firma hofft nun, dass die zuständigen Behörden eine zügige Freigabe für Felderprobungen ermöglichen. Wenn das neue nuklearbetriebene Testfahrzeug erst einmal seine ersten Streckenkilometer auf dem öffentlichen Straßennetz des Landkreises Nordhausen sammelt und sich beweisen kann, dann wird mann nicht nur einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu emissionsfreiem Verkehr nehmen, sondern einen Quantensprung machen.
Angelo Glashagel