Grenzlandmuseum

70 Jahre Abriegelung

Montag
21.02.2022, 15:59 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Zwischen März und Juli 2022 lädt das Grenzlandmuseum Eichsfeld zu einer Vielzahl von Ver- anstaltungen ein, die den thematischen Dreiklang „Geschichte, Demokratie und Umwelt“ umfassen. Das Augenmerk liegt dabei auf dem, was sich vor 70 Jahren entlang der innerdeutschen Grenze abspielte...

Am 26. Mai 1952 beschloss die Regierung der DDR die Abriegelung der Grenze zur Bundesre- publik, den Aufbau eines Grenzsperrgebietes und die brutale Zwangsumsiedlung von tausenden Menschen. Im Anschluss wurde von der SED-Führung auch in der Wirtschafts-, Justiz- und Kulturpolitik ein neuer, noch repressiverer Kurs eingeschlagen. Dies führte zu zunehmender Unzufriedenheit, einem Ansteigen der Fluchtzahlen und schließlich zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953.

Während der 13. August 1961 als Tag des Baus der Berliner Mauer den meisten Menschen bekannt ist, sind die längerfristigen Folgen des 26. Mai 1952 weniger präsent im kollektiven Gedächtnis verankert. Daher wird sich das Grenzlandmuseum diesem wichtigen Thema mit einer fünfteiligen Vortragsreihe widmen, die den Titel „1952 – Annäherung an ein Schlüsseljahr“ trägt.

Der Referent für den Eröffnungsvortrag am 24. März 2022 ist der Historiker Rainer Potratz, der ein Standardwerk zu den Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze verfasst hat. Er wird in der Bildungsstätte am Grenzlandmuseum den außen- und innenpolitischen Kon- text der Grenzabriegelung erläutern.

Im zweiten Teil der Reihe, der am 16. Juni 2022 stattfinden wird, geht es um politische Verfol- gung in der DDR. Der Experte für ostdeutsche Justizgeschichte, Dr. Tobias Wunschik, wird über die Situation in den ostdeutschen Haftanstalten in den frühen 1950er Jahren referieren. Die- ser Vortrag ist eine Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.

Für den dritten Teil der Reihe kommt die in den USA lehrende Historikerin Prof. Dr. Astrid M. Eckert am 1. Juli 2022 ins Eichsfeld. Sie wird ihr neustes Buch „Zonenrandgebiet – West- deutschland und der Eiserne Vorhang“ vorstellen und den Entstehungsprozess dieses Gebie- tes vor und nach 1952 beleuchten.
Im zweiten Halbjahr sind noch zwei weitere Vorträge zum Beginn der Kollektivierung der Land- wirtschaft und dem Notaufnahmeverfahren für ostdeutsche Flüchtlinge geplant. Diese wer- den die besondere Vortragsreihe zum Jahr 1952 abschließen.
Zum Thema 70 Jahre Grenzabrieglung wird am 19.-20 Mai 2022 außerdem eine historische Fachtagung stattfinden. Ausgewiesene Expertinnen und Experten werden neuste Forschun- gen rund um das Thema vorstellen. Auch sollen heutige Perspektiven auf die Teilung Deutsch- lands und der Umgang mit der ehemaligen Grenze zwischen historischem Gedenken, Touris- mus und Umweltschutz diskutiert werden.

Weitere Veranstaltungen:
Noch bis Ostern zeigt das Grenzlandmuseum die Ausstellung "30 Jahre - 30 Lieben", in der Ost- West-Liebespaare porträtiert werden, die sich erst durch die Überwindung der Teilung Deutschlands 1989/90 kennenlernen konnten. Die Ausstellung wurde vom Team des Grenz- landmuseums entwickelt und um viele Hintergrundtexte und historische Fotos aus dem Mu- seumsarchiv ergänzt. Ab dem 22. April 2022 wird sich dann eine neue Wechselausstellung den „Postsowjetischen Lebenswelten“ nähern; angesichts der jüngsten politischen Ereignisse in Belarus, Kasachstan oder der Russischen Föderation ein hochaktuelles Thema.

Mit der Erfurter Außenstelle des Stasi-Unterlagen-Archivs (bis 2021 Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen) findet am 28. April 2022 ein Informationstag zur DDR-Staatssicherheit statt. Es besteht die Möglichkeit, sich rund um das Thema Akteneinsicht und Rehabilitations- anträge für Betroffene des SED-Unrechts beraten zu lassen.

Ebenfalls am 28. April 2022 laden das Stasi-Unterlagen-Archiv und das Grenzlandmuseum zum Vortrag „Geheime Kommunikation und Kryptografie in Deutschland während des Kalten Krieges“ mit dem Nachrichtentechnik-Forscher Detlev Vreisleben ein.

Eine geführte Grenzwanderung veranstalten das Grenzlandmuseum Eichsfeld und die Heinz- Sielmann-Stiftung dieses Jahr am 29. Mai 2022. Die besondere Wanderung beginnt am Gut Herbishagen und führt zum Grenzlandmuseum.

Mit einer Kranzniederlegung begeht der Trägerverein des Grenzlandmuseum Eichsfeld den 17. Juni 2022, der in Thüringen auch offizieller Gedenktag für die Opfer des SED-Unrechts ist.

26. Juni kommt der vielfach ausgezeichnete Naturschützer und Kultautor der ostdeut- schen Umweltbewegung Ernst Paul Dörfler ins Grenzlandmuseum Eichsfeld und stellt sein neues Buch „Aufs Land“ vor. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Stiftung Leben & Um- welt/Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen und der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen.

Infektionsschutzmaßnahmen:
Für alle Veranstaltungen im ersten Halbjahr müssen die jeweils gültigen Infektionsschutzmaß- nahmen, wie Zugangsbeschränkungen oder Maskenpflicht, eingehalten werden. Es wird da- rum gebeten, sich im Voraus über die aktuellen Bestimmungen zu informieren. Aktuell gilt die 2G-Regel für Veranstaltungen, eine Anmeldung ist erforderlich. Das Team des Grenzlandmu- seum Eichsfeld bittet um Verständnis und freut sich auf viele Veranstaltungsgäste im ersten Halbjahr.