OPA RUPERT HIELT, WAS ER EINST ENKEL MAXIMILIAN VERSPRACH, SAGT MIT FREUDE:

„Geschafft! Jetzt bin ich 100 Jahre alt!“

Mittwoch
05.01.2022, 14:40 Uhr
Autor:
psg
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Worauf würdet ihr einmal stolz sein? Diese Frage stellte einst die Lehrerin den Erstklässlern. Der kleine Maximilian Ströbele wusste sofort die Antwort: Stolz wäre er auf seinen Opa Rupert, wenn er 100 Jahre alt werden würde. Der Opa, der vom Wunsch seines Enkels hörte, versprach: Ich gebe mir Mühe, will 100 Jahre werden...

Als kleiner Schuljunge beantworte Maximilian Ströbele  die Frage der Lehrerin, worauf er einmal stolz sein würde, umgehend: Wenn mein Opa Rupert 100 Jahre alt wird. Der versprach dem Enkel, sich Mühe zu geben. Opa schaffte es. Heute begeht er mit Familie sein 100. Wiegenfest. Enkel Maximilian, jetzt 31 Jahre alt und gelernter Logistiker, freut sich mit seinem Opa, der sein Versprechen hielt. (Foto: Kurt Frank) Als kleiner Schuljunge beantworte Maximilian Ströbele die Frage der Lehrerin, worauf er einmal stolz sein würde, umgehend: Wenn mein Opa Rupert 100 Jahre alt wird. Der versprach dem Enkel, sich Mühe zu geben. Opa schaffte es. Heute begeht er mit Familie sein 100. Wiegenfest. Enkel Maximilian, jetzt 31 Jahre alt und gelernter Logistiker, freut sich mit seinem Opa, der sein Versprechen hielt. (Foto: Kurt Frank)
Neustadt. Rupert Ströbele hielt Wort. Heute begeht er sein 100. Wiegenfest. Alt und Jung, Groß und Klein der Familie fanden sich zum Jubiläum ein: Ehefrau Ruth, Söhne, Schwiegertöchter, drei Enkelkinder, fünf Urenkel. Mädchen dominieren den Nachwuchs. Ein musikalisches Ständchen sollte es für das Geburtstagskind schon sein. Wie sie es bewundern. So alt wie Opa Rupert und Oma Ruth möchten alle werden. Und in einer so geistigen Frische.

Kinder und Enkelkinder wissen aber auch um die schwierigen Wege, Höhen und Tiefen, die Rupert und Ruth in ihrem Leben zu gehen hatten. Aber immer seien sie füreinander da gewesen, meint das Ehepaar. In guten wie in schlechten Zeiten. Das habe ihnen die Kraft, die Zuversicht und den Mut für ein langes und erfülltes Leben gegeben. Seit nunmehr über 70 Jahren als Ehepaar. Immer wieder bewundernde Blicke hin zum Jubilar und seiner Ruth. Beide geistig top. In sich ruhend, mit sich und der Welt zufrieden.

Noch vor fünf Jahren machte Rupert mit seiner Frau kleine Ausfahrten mit dem Auto. Der Harz sei doch so schön. Hinter das Steuer setze er sich heute nicht mehr. Das sei in diesem Alter zu anstrengend. Aber kleine Wege im Hof hinterm Haus möchten es schon noch sein. Der Rollator gibt ihm Halt und Sicherheit.

Die Landwirtschaft prägte Rupert Ströbele. Sein Vater, studierter Landwirt, war Inspektor auf der Domäne in Neustadt. Statt Studium kamen für den Sohn 1940 Wehrmacht, Krieg, Gefangenschaft. Vier Jahre lang. Als man ihn entließ, war er 27. Wie weiter? Eine Antwort hatte er nicht. Schließlich führte der Weg den jungen Mann nach Baden Württemberg. Auf den Hof, wo einst auch der Vater einmal tätig war, begann er eine Lehre in der Landwirtschaft. Nur ein Jahr hielt es der Lehrling dort aus.

Der Ruf der Heimat Neustadt war stärker. Den beflügelte auch ein junges und hübsches Mädchen, das Rupert zwischenzeitlich kennen gelernt hatte. In der Dorfgemeinschaft beschäftigt, suchte er ihre Nähe, wurde dort selbst tätig. Als Mädchen für alles, sagt er. Liebe auf den ersten Blick? Das Paar lächelt verschmitzt. „Vielleicht auf den zweiten. Aber wir mochten uns“. Sie heirateten.

Über 70 Jahre sind Rupert und Ruth Ströbele verheiratet. (Foto: Kurt Frank) Über 70 Jahre sind Rupert und Ruth Ströbele verheiratet. (Foto: Kurt Frank)
Wer im Leben bestehen will, müsse hart an sich arbeiten. Diesen Satz prägte ihn der Vater ein. Rupert Ströbele wollte im Leben bestehen. Büffelte auf Schulbänken. Als Staatlich geprüfter Landwirt verließ er die Fachschule für Landwirtschaft in Halle. Es folgten Stationen als Instrukteur im Landwirtschaftsrat beim ehemaligen Rat des Kreises, in leitender Stellung im Molkereikombinat und als Leiter der Außenstelle Nordhausen des VEB Tierzucht Erfurt.

Rupert Ströbele war froh, 1989 mit 65 Schluss gemacht und die Turbulenzen der Wendezeit nicht unmittelbar erlebt zu haben. Viele Gemeinsamkeiten der Landbevölkerung seien mit ihr verloren gegangen. In der Vereinigung der Landsenioren sah der Rentner einen Sinn. Mit 100 Jahren ist er heute ihr ältestes Mitglied. Zu den zahlreichen Gratulanten zählte daher auch Vereinsvorsitzender Herbert Weschcke. Auch bei Veranstaltungen des Harzklub-Zweig- und des Hermann-Löns-Vereins waren Rupert und Ruth Ströbele als Angehörige mittenmang.

Sie sagen es so überzeugend: Alt ist doch nur der, der den Mut verliert und sich für nichts mehr interessiert. Deshalb seien sie im Herzen jung geblieben. Wohlbehütet und umsorgt von ihren Lieben wünschen wir dem Jubilar und seiner Ruth noch weitere schöne Jahre.
Kurt Frank