Einigkeit und Recht und Freiheit, diese Zeile der Nationalhymne hatten sich die Bad Langensalzaer Spaziergänger auserkoren, um den Protest gegen ihrer Meinung nach massive Einschränkungen von bürgerlichen Grundrechten zum Ausdruck zu bringen...
Demonstration gegen Grundrechtseinschränkungen heute Nachmittag in Bad Langensalza (Foto: uhz)
Unter dem Motto aus dem Gedicht Hoffmann von Fallerslebens, das als Text der Deutschen Hymne dient, fanden an den ersten beiden Adventssonntagen bei einsetzender Dämmerung spontane Märsche durch die Langensalzaer Altstadt statt. Auch an diesem Sonntag rechneten die Einsatzkräfte im Vorfeld mit etwa 300 Menschen, die sich an einer solchen Aktion beteiligen wollten. Da das Demonstrationsgeschehen sich als sehr heterogen erwies, ist die genaue Anzahl letztlich schwer zu bestimmen, Augenzeugen schätzten aber ein, dass die prognostizierten 300 Teilnehmer tatsächlich zugegen waren.
Unter einem großen Polizeiaufgebot, dass schon zwei Stunden vorher in der gesamten Altstadt Stellung bezog, kam es diesen Sonntag allerdings anders, als die meisten Spaziergänger erwartet hatten. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Veranstaltungen war offiziell eine Demonstration angemeldet worden, weshalb die damit verbundenen Auflagen wie Tragen eines Mund-Nasenschutzes und Einhaltung eines Mindestabstandes von 1,5 Metern für die Teilnehmer verbindlich waren. Außerdem wurde ein Fortbewegen von der Stelle untersagt, was den meisten der Gekommenen nicht gefiel. Es waren Menschen aller Altersgruppen und beider Impfstatus, Ehepaare, ganze Familien mit Kindern und auch Gruppen junger Leute, die vor der Marktkirche verharrten und eigentlich lieber gelaufen wären. Schon bald zeigten sich deshalb viele enttäuscht von der Veranstaltung. Während aus der Menge Weihnachtslieder wie O Tannenbaum erklangen, machten sich immer mehr Protestierer auf den Heimweg und gegen 17 Uhr löste der Versammlungsleiter die Kundgebung schließlich auf. Unter Beachtung der Hygienevorschriften verließen die Leute den Platz, die in Gesprächen mehrheitlich betonten, es ginge Ihnen mit ihrem Kommen um ein Eintreten für die grundgesetzlich verbrieften Freiheitsrechte, deren Fortbestand sie gefährdet sähen durch die restriktive Coronapolitik der Landesregierung.
Hinter dem Rathaus hatte an der großen Christuskrippe auch eine von mehreren Polizisten überwachte kleine Gruppe Aufstellung genommen, die sich um einen PKW scharte, auf dessen Motorhaube eine Antifa-Flagge angebracht war. Ob es sich dabei um eine Gegendemonstration handelte oder ob es nach der Veranstaltung noch zu irgendwelchen Auseinandersetzungen kam, ist der uhz online nicht bekannt. Bis zur Auflösung der angemeldeten Demonstration blieb es vor der Kirche - im Gegensatz zu anderen
Thüringer Orten an diesem Wochenende - auch dank der starken Polizeipräsenz jedenfalls friedlich.
Olaf Schulze