Unterschiedliche Glaubensbekenntnisse an der Frauenbergkirche

Kirche wegen religiöser Differenzen ausgeräumt

Freitag
29.10.2021, 11:50 Uhr
Autor
osch
veröffentlicht unter:
Donnerstagmittag an der Nordhäuser Frauenbergkirche: Pfarrer Klemens Müller sieht zufällig aus dem Fenster und beobachtet, wie ein Mann das bewegliche Mobiliar aus der Kirche trägt. Stühle, Gesangsbücher, das Kreuz von der Kirchenwand und andere Altar-Gegenstände hat er schon auf den Vorplatz geschleppt und scheint mit seiner Arbeit noch nicht fertig zu sein …

Ungeplante Beräumung der Frauenbergkirche gestern Mittag (Foto: privat) Ungeplante Beräumung der Frauenbergkirche gestern Mittag (Foto: privat)

Vom herbei geeilten Pfarrer angesprochen, der kein Räumkommando für seine Kirche bestellt hatte, begründet der junge Mann sein Tun mit religiösen Grundsätzen. Im Disput mit dem Anfang Oktober in der Frauenberger Gemeinde eingeführten Pfarrer Müller beschreibt er den christlichen Glauben als falsch und vertritt die Auffassung, es sei grundsätzlich ein Irrtum, dass Jesus Christus Gottes Sohn sei. Weshalb er sich genötigt sah, ein solches Gotteshaus umzudekorieren. Er tritt dabei nicht aggressiv auf und macht seinen Standpunkt deutlich, dass er den christlichen Glauben nicht akzeptieren könne. Allerdings ist er so einsichtig, dass er seine Räumarbeit beendet, nachdem ihn Pfarrer Müller zur Rede gestellt hat.

Unter ihrem bisher recht erfolgreichen Slogan einer „offenen Kirche“ hatte sich die Gemeinde der St.Maria-Frauenbergkirche allerdings etwas anderes vorgestellt. Am Sonntag werden die seit Wochen angebotenen großzügigen Öffnungszeiten des Gotteshauses planmäßig beendet. Eine Christusfigur am Kreuz wird es vorerst nicht geben, denn die ging bei den „Transportarbeiten“ zu Bruch. Ob absichtlich oder versehentlich, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen. Während sich Pfarrer Müller mit dem friedlich und ruhig auftretenden Mann im Dialog über Glaubensfragen befindet, ruft seine Sekretärin die Polizei, die letzten Endes ein Hausverbot für den Eindringling verhängt und nach Aufnahme der Personalien einen Platzverweis ausspricht und Anzeige erstattet.

Ob es zu einer Anklage gegen den religiösen Eiferer wegen Einbruchs oder Hausfriedensbruch kommen wird, steht nun in der Entscheidung der Kirchgemeinde. Im Polizeibericht wir später stehen, dass ein 30-jähriger Mann randaliert hat und eine Anzeige aufgenommen wurde. Für alle, die es interessiert: Der Mann stammt aus Afghanistan und war 2017 nach Deutschland gekommen.

Vielleicht sollte im städtischen Theater in naher Zukunft mal wieder Lessings „Nathan der Weise“ angeboten werden. Für einige Zeitgenossen scheint das Werk über die Toleranz unter den Weltreligionen offensichtlich dringend geboten zu sein.
Olaf Schulze

update:

Der Nordhäuser Landrat Matthias Jendricke hat sich auf Grund unseres Artikels zu dem Vorfall gestern in der Frauenbergkirche gegenüber der nnz wie folgt geäußert:
„Ich verurteile diesen Hausfriedensbruch mit Sachbeschädigung auf das Schärfste. Solche Verhaltensweisen sind der Grund dafür, weshalb ich schon im Sommer dafür plädiert habe, keine weiteren Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. Die meisten von ihnen lehnen unsere Kultur ab. Es ist ein Irrglaube zu denken, sie würden sich gut integrieren wollen, wie der gestrige Vorfall einmal mehr beweist.

Außerdem haben wir momentan überhaupt keine Möglichkeit, straffällig Gewordene in ihr Heimatland abzuschieben, weil es gar keine Flugverbindungen mehr nach Afghanistan gibt. Wir brauchen kein neues Aufnahmekontingent für Thüringen und lösen die Probleme Afghanistans nicht, wenn wir die Leute in unbegrenzter Anzahl zu uns holen.“

Der Mann ist anders als früher berichtet 25 und nicht 30 Jahre alt. Er kam 2015 im Herbst nach Deutschland und lebt seit 2016 im Landkreis Nordhausen. Die Kirchgemeinde wird Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch stellen, weil auch eine Vitrine im Inneren der Kirche aufgebrochen und ausgeräumt wurde.