Ausstellung im Vereins-Haus Spuren in Bad Langensalza

Neues über „Opi“ im 2. Weltkrieg

Dienstag
13.04.2021, 18:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Eine Ausstellung im Vereins-Haus Spuren in Bad Langensalza wird am Donnerstag eingeweiht
Bad Langensalza, Thüringen, 13. April 2021 – Seit ihrer Kindheit war Martina Hause aus Nägelstedt fest davon überzeugt, dass ihr Vater bis 1948 in Florida als Kriegsgefangener war...

Dieses Szenario ist jedoch unmöglich, wenn man die Chronologie von Kriegsgefangenschaften näher anschaut. Im Rahmen eines kürzlich ins Leben gerufenen Projektes („Neun Monate, drei Systeme, Millionen Schicksale: Eine Sozialgeschichte Thüringens, Januar bis September 1945“) beschäftigen sich Frau Hause sowie ihr Sohn Karl erneut mit dem Schicksal von Siegfried Hause, der in der Waffen-SS im 2. Weltkrieg war. Durch das Projekt entdeckt die Familie Hause, wo ihr einst gefangener Groß-/Vater nach dem Krieg wirklich war.

Am kommenden Donnerstag, 15. April, haben beide die Möglichkeit diesen Prozess zusammen mit dem Direktor des Projektes zu vertiefen: Dr. Michael Luick-Thrams lädt sie ab 12:30 Uhr im „Haus der Spuren“ (Unterm Berge 24, 99947 Bad Langensalza) ein, zu erfahren, was mit den deutschen Kriegsgefangenen eigentlich passierte. Als Direktor von Spuren e.V. in Thüringen und dem TRACES Center for History and Culture in seiner Heimat Iowa, erforscht Luick-Thrams seit Jahrzehnten die Schicksale der etwa 380.000 deutschen Soldaten, die in der USA von 1943 bis Juli 1946 gefangen waren.
Dass die beiden Hauses nicht exakt über den Verbleib ihrer Groß-/Vaters informiert waren, ist typisch.

Ein weiterer Zeitzeuge, Dieter Deubner — dessen Vater ebenso Kriegsgefangener in den USA war — bestätigt dies: Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt durften sie in der SBZ/DDR nicht über ihre Lagererfahrungen reden. Sie galten durch ihren Aufenthalt im „korrupten und korrumpierenden“ westlichen System als irgendwie „kontaminiert“, wie Luick-Thrams sagte. Herr Deubner wird ab 13:30 Uhr im „Haus der Spuren“ sein, um Fragen von Journalisten zu beantworten. Mittlerweile wissen wir mehr: Fragen über die Kontexte von Kriegsgefangenen können daher besser beantwortet werden. „Das ist genau der Sinn unsere Arbeit“ sagt Dr. Luick-Thrams, „deshalb sind wir hier und machen dies, um Klarheit zu schaffen.“

Aufgrund der Corona-Pandemie kann die Ausstellung am Donnerstag noch nicht für den Publikumsverkehr geöffnet werden. Es wird daher stellvertretend ein Projektpartner aus Gotha ab 11:30 Uhr im „Haus der Spuren“ sein, als erster offizieller „Gast“ des Vereinshauses. Die vier Gäste dieser Eröffnung kommen nicht nur im Stundentakt, sondern tragen auch Masken und halten während ihres gesamten Aufenthalts Abstand. Die gleichzeitige Anwesenheit von Gästen aus mehr als einem Haushalt wird vermieden.