Kommt ein Solarpark am Holungsbügel?

In Niedersalza brodelt es

Sonnabend
27.03.2021, 11:42 Uhr
Autor
psg
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Mitte vergangenen Jahres wurde bekannt, dass oberhalb von Niedersalza ein großflächiger Solarpark auf zwei Einzelflächen entstehen soll. Jetzt brodelt es unter den Einwohnern des Stadtteils...

Hier befand sich einst ein Rückzugsgebiet für viele Tierarten, sagen Anwohner (Foto: nnz) Hier befand sich einst ein Rückzugsgebiet für viele Tierarten, sagen Anwohner (Foto: nnz)
"Es ist untragbar, dass eine Fläche, für die sich über 25 Jahre keiner interessiert hat und von der Natur zu einem idealen Rückzugsort für viele Vögel und andere Tiere geworden ist, nun als Solaranlage dienen soll", schreibt Ronny Schäfer an die Redaktion der nnz.

"Noch viel schlimmer ist es, das jetzt angefangen wurde, dort die Bäume zu fällen", heißt es weiter in der Mail. Wir sind der Sache nachgegangen. Die Bäume sollen kurz vor dem 1. März gefällt worden sein, die Aktion fiel damit nicht mehr in das Verbot, das ab dem 1. März gilt.

Mitte des vergangenen Jahres, es war der 1. Juli, hatte der Stadtrat einen Beschluss zur Aufstellung des "Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 57 „Solarpark Hinter der Steinmühle / Am Holungsbügel“ gefasst. Einen Monat später gab es erste Reaktionen von Anwohnern in Niedersalza, die ihre Häuser in unmittelbarer Nähe des Holungsbügels haben. Die nnz berichtete darüber ausführlich, es gab einen Vororttermin. Schon damals wurden zumindest gegen das Areal auf dem Holungsbügel, dem "ehemaligen Russengelände", heftig Bedenken geäußert.

Die Fläche auf der ehemaligen Bauschuttedeponie (GB1) ist aus dem sich jetzt anbahnenden Streit rausgenommen, hierzu gibt es keinen Protest. Wohl aber massive Bedenken hinsichtlich der naturschutzrechtlichen Folgen, sollte es zur Bebauung der einstigen Rückzugsfläche für Tiere in diesem Stadtgebiet kommen.

Der Lageplan der beiden Solarparks (Foto: Karte: Geoproxy Geoportal GDI Th Freistaat Thüringen ( www.geoproxy.geoportal th.de/geoclient ), Stadtverwaltung Nordhausen) Der Lageplan der beiden Solarparks (Foto: Karte: Geoproxy Geoportal GDI Th Freistaat Thüringen ( www.geoproxy.geoportal th.de/geoclient ), Stadtverwaltung Nordhausen)
So schreibt uns Melanie Bietmann heute: "Aufgrund von Fällarbeiten zur Brut- und Setzzeit am gestrigen Tage bin ich mal wieder über das Problem gestolpert. Bisher gab es von den zuständigen Behörden nur spärliche bis keine Informationen für uns direkt Betroffene. Der Holungsbügel, vielen als ehemaliges Russengelände bekannt, soll einem Solarpark weichen. Gerade in der langanhaltenden Pandemiesituation ist der Holungsbügel zu einem Rückzugsort für Städter, Tierfreunde und Familien geworden. Die dort ansässige Flora und Fauna muss ich gar nicht erst erwähnen! Rebhühner, Fasane, Wild, Vögel und Kleingetier haben auf diesem Fleckchen Erde ihre Heimat gefunden."

Sollten die Beobachtungen von Frau Bietmann korrekt sein, dann hätte es wegen der aktuell geltenden Brut- und Setzzeit keine Fällungen geben können. Für andere Niedersalzaer ist es bereits jetzt unerträglich, dann auf eine schwarze Fläche statt auf unbelassene Natur schauen zu müssen. Vor allem wegen naturschutzrechtlicher Belange geben Kenner der Szene dem Vorhaben auf dem Standort "Russengelände" nicht allzu viele Chancen auf Genehmigung.

Sollte die Errichtung auf dem GB2-Gelände keine Genehmigung erhalten, dann könnte auch die Wirtschaftlichkeit des gesamten Vorhabens auf wackligen Füßen stehen. "Denn der Investor muss unter anderem für den Anschluss der gesamten Anlage mit einer geplanten Leistung von 10 MW an das Netz des regionalen Energieversorgers sorgen. Das bedeutet mit aller Wahrscheinlichkeit das Verlegen einer Leitung bis zum Umspannwerk in Salza. Und das wird richtig teuer. Ob das mit einer halben Leistung noch zu rechnen ist, wage ich aus jetziger Sicht zu bezweifeln", sagt ein Fachmann, der seinen Namen allerdings nicht veröffentlicht wissen will.

Das Vorhaben an sich - betrachtet mit dem heutigen Zeitgeist - ist zu begrüßen. Doch oftmals haben Investoren und die sie wohlwollend begleitende grüne Politik nicht mit dem Wind gerechnet, der ihnen seit einigen Jahren entgegen weht: Dem Protest und dem Widerstand der unmittelbar betroffenen Menschen. Das gilt bei Solaranlagen genauso wie bei der Errichtung von Windparks. Ein Spötter formulierte es einst so: "Die Grünen und Linken sollten sich ihre Windräder und Solarpanels in unmittelbare Nähe ihrer Steckdosen hinbauen lassen. Zum Beispiel in die Stadtparks von München, Hamburg, Berlin oder Düsseldorf. Vielleicht wäre in Leipzig auch noch eine grüne Lunge frei für eine Windrad"...
Peter-Stefan Greiner