Lebhafte Diskussion in Bleicherode

Aus sechs mach drei

Freitag
26.03.2021, 12:10 Uhr
Autor
red
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Die inzwischen nicht mehr ganz so junge Landgemeinde Bleicherode ist dabei den nächsten Schritt zur Konsolidierung der vielen, meist kleineren Einzelteile zu tun. Im Rat der Landgemeinde wurde gestern zur Neustrukturierung der Bauhöfe diskutiert…

Entwurf für eine neue Lagerhalle in Nohra: Im Rat der Landgemeinde Bleicherode wurde gestern Abend über die Neustrukturierung der Bauhöfe diskutiert.  (Foto: Landgemeinde Bleicherode) Entwurf für eine neue Lagerhalle in Nohra: Im Rat der Landgemeinde Bleicherode wurde gestern Abend über die Neustrukturierung der Bauhöfe diskutiert. (Foto: Landgemeinde Bleicherode)


Zur Vorstellung hatte man in das Bleicheröder Kulturhaus geladen und die Einwohner der Landgemeinde waren recht zahlreich erschienen. Das Wort hatte zunächst der Bürgermeister, Frank Rostek und der hatte eine gute und eine schlechte Nachricht zum Einstand. Die schlechte Nachricht: das diesjährige Bergmannsfest muss abgesagt werden, die Pandemie-Lage macht dem Traditionsfest auch im zweiten Jahr in Folge einen Strich durch die Rechnung. Betroffen ist auch der fünfte Thüringer Bergmannstag. Der ist zwar erst für den September geplant, mit der weiter unsicheren Gesamtlage mag man aber nicht planen und verschiebt die Veranstaltung lieber gleich in das Jahr 2023, welches sich dank zahlreicher Jubiläen besonders anbietet.

Die gute Nachricht Rostek’s zum „aufmuntern“: zu den Osterfeuern gebe es aktuell ein „Jain“. Unter strengen Hygienevorschriften werde man die aufgeschichteten Feuer wohl an einem Wochentag kontrolliert abbrennen können, allerdings ohne Festivitäten drumherum. Etwas anderes würden die Inzidenzen leider nicht hergeben.

Kurzer Rückblick auf das vergangene Jahr, genauer auf die alte, abgebrannte Möbelfabrik. Der Landkreis werde eine „Ersatzvornahme“ einleiten und sich dem Rückbau der Ruine widmen, da die eigentlichen Eigentümer sich bis dato nicht gerührt haben. Von dem Gebäude gehe eine konkrete Gefahr aus, es müsse nun endlich gehandelt werden, erklärte Rostek. Weiter ging es mit Baustellen, Sitzbänken, Radwegekonzept, dem Stand der Dinge im Teichtal, der vom Publikum nicht genutzten Bürgerfragestunde und schließlich der eigentlichen Tagesordnung.

Die sah zunächst den Beschluss über den Ersatz eines Mannschaftstransportwagens für die Feuerwehren Friedrichsthal und Etzelsrode vor. Das aktuelle Gefährt sei zwar noch hübsch geländegängig, hätte mit Baujahr 1981 aber dann doch einige Jahre auf dem Buckel, erläuterte Burkhardt Keil. Verbinden würde man die Neuanschaffung eines „Tragkraftspritzenfahrzeuges“ gerne mit der Neugründung der Feuerwehren in Etzelsrode und Kehmstedt. Die Gesamtkosten liegen bei rund 155.000, wobei man auf die finanzielle Unterstützung des Landes zurückgreifen kann. Die Anschaffung wurde einstimmig beschlossen.

Alte Bauhöfe, neue Struktur
Damit kam man zum gewichtigsten Punkt der heutigen Sitzung: der Neuordnung der Bauhöfe. Seit Gründung der Landgemeinde hat man ein beträchtliches Gebiet zu „beackern“ das unter anderem sieben Kindergärten, 13 Feuerwehren, über 10.000 Bürger und eben auch eine Reihe von Bauhöfen umfasst, die für das alles arbeiten sollen.

Auf den vollbrachten Akt der Schaffung der neuen Gemeinde dürfe man durchaus Stolz sein, doch nach dem Stolz komme die Arbeit, erklärte Bürgermeister Rostek dem versammelten Landgemeinderat. Zukunftsfähige und effiziente Strukturen zu schaffen bedürfe dabei längerer Prozesse. Ein solchen hat man nach gut einem (Corona-)Jahr zumindest in der Theorie abgeschlossen: die Umstrukturierung der Bauhöfe.

Derer gibt es in der Landgemeinde im Moment gleich sechs, allerdings in sehr unterschiedlicher personeller und materieller Stärke, von den baulichen Bedingungen ganz zu schweigen. Als Dienstherr habe er dafür Sorge zu tragen, dass die 30 Mitarbeiter Arbeitsbedingungen nach Recht und Gesetz vorfinden, führte Rostek aus.

An den sechs bisherigen Standorten der Bauhöfe ist nicht alles "Grün" (Foto: Landgemeinde Bleicherode) An den sechs bisherigen Standorten der Bauhöfe ist nicht alles "Grün" (Foto: Landgemeinde Bleicherode)


Und eben das ist nicht an allen Standorten der Fall. In der Stadt Bleicherode sowie in Wipperdorf sieht es vergleichsweise gut aus und in Nohra hat man bereits mit notwendigen Umbauarbeiten begonnen. Den Indikatoren der Untersuchung nach also alles drei mal „Grün“. In Wolkramshausen, Kleinbodungen und Hainrode hingegen ist die Lage alles andere als „Grün“. In Kleinbodungen residiert der Bauhof in einem Raum neben der Feuerwehr, in Hainrode ist die Scheune der Arbeiter zwar von außen schick anzusehen, ist aber von Innen genau das: eine Scheune. In Wolkramshausen sind immerhin nur zwei der drei Inidkatoren „Rot“, der verbleibende aber dann auch nur zur Hälfte Grün.

Neue Struktur vorgeschlagen
Das alles soll sich nun bald ändern, wenn es nach dem Bleicheröder Rathaus geht. Nohra, Wipperdorf und Bleicherode wären dann die drei zentralen Schaltstellen für die Aktivitäten der Bauhöfe. Hainrode und Wolkramshausen sollen als Außenstandorte zur Lagerung von saisonaler Technik erhalten bleiben, die Mitarbeiter aber zukünftig von Nohra aus ausrücken. Der Bauhof Kleinbodungen würde in den Strukturen der Stadt Bleicherode aufgehen und in Wipperdorf bliebe fast alles beim Alten, lediglich die Koordinierung würde über Bleicherode erfolgen. Den Standort Nohra würde man im Zuge dessen gerne ausbauen und hier eine Trockenbauhalle, Parkplätze und Lagerkapazitäten schaffen. Außerdem sollen alle 30 Mitarbeiter einheitliche Dienstkleidung erhalten. Die längste Einsatzentfernung werde maximal etwas über 11 Kilometer liegen, die Einsatzzeiten sollen zwischen 13 bis 15, in den meisten Fällen aber unter 10 Minuten liegen.

Die kleineren Standorte, hier Kleinbodungen, sollen als Außenlager weiter genutzt werden (Foto: Landgemeinde Bleicherode) Die kleineren Standorte, hier Kleinbodungen, sollen als Außenlager weiter genutzt werden (Foto: Landgemeinde Bleicherode)


Er sei von der neuen Struktur „absolut überzeugt“, meinte Rostek. Auf den Landgemeinderat traf das so in der öffentlichen Diskussion nicht zu. Herr Aderhold aus Kleinbodungen etwa beklagt das es lediglich zwei kurze Gespräche mit ihm gegeben habe und von einer Schließung seines Bauhofes sei dabei nie die Rede gewesen. Der Gemeindearbeiter vor Ort gehöre in die Bevölkerung, ein voller Bestandteil der Ortschaft den man nich „herausinstallieren“ könne. Mängel an Sozial- und Sanitärräumen hätte er mit einem Satz zu negieren gewusst, wenn man wolle, dann gäbe es das. Zudem würde man den zugehörigen Paragraphen des Zusammenschlusses auf „unvorstellbare Weise“ ausgehebelt.

Franka Hitzing aus Friedrichsthal hingegen freut sich, da ihr kleiner Ort bisher noch nie in den Genuss eines Bauhofes gekommen ist und sich ohne die größeren Strukturen der Landgemeinde auch andere Dinge, wie das oben genannte Feuerwehrfahrzeug, nicht leisten könnte.

Joachim Lessner, Bürgermeister in Wipperdorf, hat auch kein Problem mit der neuen Struktur, man müsse kritisch bewerten, wie man sich bisher zu seinen Gemeindearbeitern verhalten hat. Die Landgemeinde bringe die Bauhöfe in die Ordnung, die der Gesetzgeber verlangt. Es gehe am Ende nicht darum, ob sich der Kollege duschen will, die Dusche müsse da sein.

Man werde noch viele weitere Diskussionen über Verwaltungsstrukturen, Kindergärten und vieles mehr haben, fasste Rostek zusammen. Man könne diverse Rechnungen aufmachen, der jetzige Vorschlag sei der effektivste. „Geben sie uns einfach mal eine Chance in dieser Struktur“, bat der Bürgermeister.

Die Entscheidung liegt letztlich bei der Verwaltung, nur über den Bau der Halle in Nohra wurde gestern abgestimmt, allerdings nicht mehr im öffentlichen Teil der Sitzung.
Angelo Glashagel