Innenminister Maier zufrieden mit Aufklärungsquote

Thüringen bleibt sicher

Donnerstag
25.03.2021, 14:23 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Thüringen verzeichnet eine Aufklärungsquote von 63,5 Prozent (2019: 61,1 Prozent). Das bedeutet, dass bei mehr als 90.000 Straftaten mindestens ein Tatverdächtiger namhaft gemacht werden konnte. Damit ist Thüringen ein sicheres Land mit einer stabilen inneren Sicherheit, heißt es aus dem Innenministerium...

Die Wahrscheinlichkeit, in Thüringen Opfer einer Straftat zu werden, liegt weiterhin unter dem langjährigen Bundesdurchschnitt.

„Das polizeiliche Handeln insgesamt war 2020 immens von der Corona-Pandemie geprägt. Doch gerade in diesen nicht einfachen Zeiten hat die Polizei ihre Aufgaben umfassend und sicher erfüllt“, sagte Georg Maier, Thüringer Minister für Inneres und Kommunales, bei der heutigen Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2020.

Die Kriminalitätsbelastung, also die Anzahl der begangenen Straftaten pro 100.000 Einwohner:innen (Häufigkeitszahl), betrug 2020 6.653. Sie ist im Berichtsjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (2019: 6.033).

Ausgewählte Kriminalitätsfelder

Diebstahlskriminalität
Mit 27,5 Prozent - dies entspricht in diesem Jahr fast 39.000 Fällen - stellt die Diebstahlskriminalität den höchsten Anteil an der gesamten Kriminalitätsbelastung in Thüringen dar (2020: 27,0 %). Der Anstieg der Fallzahlen beim Diebstahl im Gesamten, wird wesentlich durch höhere Fallzahlen beim Diebstahl unter erschwerenden Umständen bestimmt.

Im Bereich Wohnungseinbruchdiebstahl ist ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Fallzahlen erneut auf weniger als 1000 (949 Fälle, 2019: 997, -4,8%) zurück. Fast die Hälfte der Straftaten dieser Art wurden aufgeklärt (43,2 %). Dieser Erfolg begründet sich vor allem in der akribischen polizeilichen Ermittlungsarbeit.

Gewaltkriminalität
Im Jahr 2020 gab es einen Anstieg der Gewaltkriminalität auf 4.059 Fälle (2019: 3770). Dies ist eine Veränderung von +7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Summe der Taten der Gewaltkriminalität wird von drei Teilgruppen bestimmt – der Straftatengruppe „Vergewaltigung/sexuelle Nötigung/sexuelle Übergriffe“, der „Raubdelikte“ und insbesondere der „gefährlichen und schweren Körperverletzung“. Diese schwerwiegenden Körperverletzungen stellen mit etwa vier Fünftel den Hauptanteil der Gewaltkriminalität dar.

2.604 Fälle häuslicher Gewalt wurden 2020 in Thüringen polizeibekannt und in einer gesonderten Statistik erfasst. Die Kriminalstatistik weist in diesem Bereich 9 Straftaten gegen das Leben (allesamt weibliche Opfer), 79 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (in 78 Fällen weibliche Opfer), 4.014 Rohheitsdelikte (3.136 weibliche Opfer) und 483 Gewaltdelikte (340 weibliche Opfer) aus. „Diese Zahlen zeigen sehr deutlich, dass häusliche Gewalt männliche Gewalt ist. Wir sind dazu aufgerufen, unsere Anstrengungen zum Schutz von Frauen zu intensivieren“, hält Georg Maier fest.

Positiv ist die abweichende Entwicklung bei den hier enthaltenen schweren Sexualdelikten. Mit einer Gesamtzahl von 90 Delikten liegt die aktuelle Zahl erheblich unter der Zahl von 2018 (230) und auch noch ein Viertel unter den registrierten Delikten von 2019 (120).

Im Bereich der Tötungsdelikte, einem Teilbereich der Gewaltkriminalität, kann Thüringen eine 100%ige Aufklärungsquote vorweisen. Um diesen schweren Straftaten gegen das Leben zukünftig weiterhin professionell begegnen zu können, wurde zum 1. Juli 2020 die Bildung einer ständigen Mordkommission veranlasst. Zwischenzeitlich hat sich dieses neue Dezernat „Tötungsdelikte“ im Landeskriminalamt Thüringen etabliert.

Kinderpornografie
Ein besonderes Anliegen und ein Schwerpunkt der Arbeit im Rahmen des Vorsitzes der IMK im Jahr 2020 war und ist die konsequente Verfolgung von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Hier verzeichnet die Bundesrepublik traurige Schwerpunkte. Eine konsequente und notwendige Folge der Ermittlungen und Aufklärung dieser Tatkomplexe waren seit 2016 Verschärfungen und eine grundsätzliche Neustrukturierung des einschlägigen Strafrechts – und damit auch der Erfassungssystematik der Polizeilichen Kriminalstatistik. Aus diesem Grund sind statistische Vergleiche der letzten fünf Jahre nicht valide.

Die Fallzahl beim sexuellen Missbrauch von Kindern (2020: 441) liegt nach einem hohen Anstieg im Jahr 2019 (578 - gegenläufige Tendenz zu allen grundlegenden damaligen Entwicklungen) wieder auf dem Niveau des Jahres 2018 (446).

Besorgniserregend sind die Entwicklungen im Teilbereich der sexuellen Übergriffe und der sexuellen Nötigung, der sexuellen Belästigung sowie vor allem bei Straftaten im Zusammenhang mit kinderpornografischen Schriften. Hier liegt die Fallzahl gegenüber 2019 (296) um ein Fünftel höher (356). Gleichzeitig ist dieses Delikt aber auch ein Kontrolldelikt, wodurch sich in der Konsequenz die Fallzahl erhöht hat. Dadurch wird das Dunkelfeld kleiner, was positiv zu vermerken ist.

Rauschgiftkriminalität
Auch in diesem Phänomenbereich spiegeln sich die Entwicklungen der Gesamtkriminalität in Thüringen analog wider. Im Jahr 2020 ist die Fallzahl um 1097 Fälle (+9,4%) auf 12789 erfasste Fälle gestiegen.

Im Jahr 2019 (11.655) gab es in diesem stetig wachsenden Deliktfeld erstmals seit Beginn der PKS-Erfassung in Thüringen einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr 2018 (13.152).

Sowohl im Feld der so genannten allgemeinen Delikte als auch bei den qualifizierten Fällen des Handels und Schmuggels sind steigende Fallzahlen zu verzeichnen. Diese Entwicklungen betreffen alle in der Statistik erfassten Rauschmittel, vor allem jedoch die Cannabisprodukte und das gefährliche Crystal Meth, Methamphetamin in kristalliner Form. Auf Crystal Meth liegt in diesem Phänomenbereich der Fokus der polizeilichen Kontroll- und Ermittlungstätigkeit.

Gestiegen ist auch die Zahl der so genannten „Drogentoten“. Während sie im Jahr 2019 noch bei 26 Personen lag, sind im Jahr 2020 40 Menschen ihrer Drogenabhängigkeit zum Opfer gefallen.

Cybercrime
In diesem Deliktsfeld ist die Fallzahl in 2020 erheblich gestiegen. Gegenüber 2019 (2.424) lässt sich ein Anstieg um fast 20 Prozent auf nunmehr 2.904 Fälle verzeichnen. Die in einem einzelnen Fall sicherzustellenden, zu analysierenden und zu bewertenden Datenmengen steigen exponentiell an und sind nur mit Expertise, modernsten technischen Innovationen bis hin zu künstlicher Intelligenz und Zusammenarbeitsstrategien mit spezialisierten Institutionen der Länder und des Bundes zu bewältigen.

Die gestiegenen Deliktzahlen manifestieren sich dabei in allen zu berücksichtigenden Teilbereichen des Cybercrime – insbesondere aber beim Computerbetrug. Hier waren mit einem Anstieg um mehr als 26 Prozent die höchsten Fallzahlen zu verzeichnen. Dieses Phänomen macht inzwischen zirka zwei Drittel der Fallzahlen aus. Bei den Fälschungen von beweiserheblichen Daten im elektronischen Bereich liegt die Fallzahl (2020: 253) etwa auf dem Niveau des Jahres 2018 (251), die registrierten Straftaten im Bereich des Abfangens von Daten und der Datenhehlerei steigen seit 2018 kontinuierlich an.

Die Ständige Konferenz der Innenminister und Innensenatoren der Länder und des Bundes hatte ihren Arbeitskreis „Innere Sicherheit“ im Frühjahr 2020 mit der Umsetzung abgestimmter Maßnahmen zur weiteren Optimierung der länderübergreifenden Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Cybercrime beauftragt.

Opfer und Tatverdächtige
Für das Jahr 2020 gab es Anstiege in einigen Feldern der Gewaltkriminalität, die auch einen Anstieg der Opferanzahl bedingen. Es wurden für das Jahr 2020 nunmehr insgesamt 27.552 Opfer erfasst.

Auch hinsichtlich der anderen Beteiligten-Gruppe an Straftaten, der Tatverdächtigen, sind die bereits mehrfach dargestellten Tendenzen festzustellen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der als Handelnde bei einer Straftat ermittelten Tatverdächtigen auf 53.108 Personen und damit um zirka neun Prozent gegenüber 2019 an. Dies ist ein Spiegelbild des hohen Aufklärungswillens der Thüringer Polizeibeamt:innen.

Von diesen etwas mehr als 53.000 ermittelten Tatverdächtigen wiederum hatten 10.185 Personen keine deutsche Staatsbürgerschaft, sind also zu den nichtdeutschen Tatverdächtigen zu zählen, was einem Anteil von 19,2 Prozent entspricht. „Es ist mir wichtig, den Blick auf das Leid der Opfer und Geschädigten zur richten. Wir reden zu viel über die Täterinnen und Täter und zu wenig über die Opfer bzw. Geschädigten sowie deren Leid, mit dem sie ihr Leben lang konfrontiert sind“, resümiert der Innenminister.