Das Wort zum Sonntag

Im Tod vom Leben umfangen

Sonntag
21.03.2021, 09:08 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wer redet schon gern über Tod und Sterben? Der Tod ist gerade in unserer modernen Zivilisation ein Tabu-Thema, das man lieber ausspart, meint Pfarrer Tobias Reinhold im Wort zum Sonntag...

Er gilt als „Betriebsunfall“, über den man schnell hinwegkommen muss. Viele Menschen sterben heute nicht mehr zu Hause, sondern auch in einem Krankenhaus, Pflegeheim oder bewusst in einem Hospiz, manche sogar ganz allein und anonym und ohne jeglichen Beistand. Sterben und Tod sind nahezu unheimlich und sollen möglichst aus dem Leben und dem Alltag verdrängt werden. Das ist eine nüchterne Bestandsaufnahme der Gegenwart.

Im Evangelium des morgigen 5. Fastensonntags aus dem 12. Kapitel des Matthäus-Evangeliums spricht Jesus ganz offen und direkt über sein eigenes Leiden und Sterben und bezieht seine Jünger ganz demonstrativ in dieses schwierige Thema mit ein: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“

Natürlich wissen wir, dass wir alle einmal sterben werden und müssen und „nur Gast auf Erden sind“, aber wir verdrängen diese Tatsache oft weit genug nach hinten. Aber nur der bewusste Umgang mit Sterben und Tod und die Annahme dieser Realität helfen uns, anders damit umzugehen. Ich würde mir wünschen, dass die Menschheit, auch angesichts der Corona-Pandemie, wieder offensiv an dieses Thema herangeht und sich damit auseinandersetzt. Der Tod gehört zum Leben, aber wir sind in Gottes guten Händen geborgen und leben aus dem Glauben an Auferstehung und ewiges Leben. Jesus verwendet dabei das anschauliche Bild vom Weizenkorn, das reiche Frucht bringt.
Stellen wir uns immer wieder bewusst der Tatsache unserer eigenen Sterblichkeit, damit wir wahrhaft aus dem österlichen Auferstehungsglauben leben können, der das Zentrum der Frohen Botschaft Jesu Christi ist und bleibt.
Tobias Reinhold, kath. Pfarrer in Teistungen