Trotz angekündigter Filialschließungen

Nordhäuser Commerzbank bleibt optimistisch

Mittwoch
17.03.2021, 13:34 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Gut 200 Filialen der Commerzbank hatten nach dem ersten Lockdown ihre Pforten nicht mehr geöffnet, in den kommenden Jahren soll das Netz weiter drastisch reduziert werden. Dass der Hammer auch für die Nordhäuser Filiale fallen könnte scheint zumindest unwahrscheinlich, man blickt optimistisch in die Zukunft…

Von rund 1.000 Commerzbank-Filialen sollen am Ende der „Strategie 2024“ nur noch rund 450 Dependancen übrig bleiben. Vor allem von kleineren Filialen mit wenigen Mitarbeitern will sich der Konzern verabschieden und verstärkt auf digitale Erreichbarkeit setzen ohne die traditionelle Vor-Ort-Beratung ganz aufzugeben.

Mit fast 11.000 Privatkunden gehört die Nordhäuser Filiale nicht zu den „Kleinen“, sagt deren Leiter, Andrew Brotrück heute im jährlichen Bilanzgespräch. Trotz Corona-Pandemie und dem allgemein schwierigem Fahrwasser der Niedrigzinsphase sei es gelungen, zu wachsen.

2020 stand vor allem die Unterstützung der Unternehmen im Fokus. „Als Hausbank pflegen wir zu vielen unserer Kunden langjährige Beziehungen. Dadurch kennen wir ihre Geschäftsmodelle gut und konnten sie schnell unterstützen“, erklärt Brotrück. Insgesamt habe man den Unternehmen in Nordthüringen KfW-Kredite in Höhe von rund 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Viele Unternehmenskunden seien besser als erwartet durch die Krise gekommen, auch weil die Banken, anders als 2009, nicht Teil des Problems sondern Teil der Lösung gewesen sein, meinte Sabine Schanzmann-Wey, Pressesprecherin für die Region Ost.

Der Nordhäuser Commerzbank-Chef Andrew Brotrück beim Pressegespräch 2020. Heute lud man zum digitalen Blick auf die Jahresbilanz (Foto: nnz-Archiv) Der Nordhäuser Commerzbank-Chef Andrew Brotrück beim Pressegespräch 2020. Heute lud man zum digitalen Blick auf die Jahresbilanz (Foto: nnz-Archiv)


Dabei hat sich der Trend zur Digitalisierung wurde durch Corona noch einmal beschleunigt. „Viele Firmen haben sich stärker mit dem Thema beschäftigt und erledigen immer mehr Finanzgeschäfte digital“, berichtet Brotrück. Zugleich wollen ein Drittel der Firmen die Zeit nutzen, um die Digitalisierung ihres Unternehmens voranzutreiben. Auch im Privatkundengeschäft hat die Nutzung digitaler Anwendungen stark zugenommen. Die Zahl der Banking-App-Nutzer steig in Nordhausen im vergangenen Jahr um stolze 34 Prozent.

Bei der Neukundengewinnung spielen digitale Kanäle ebenfalls eine immer größere Rolle. Jeder dritte Neukunde kam 2020 bereits online zur Commerzbank. „Insgesamt haben wir 2020 in Nordhausen netto 250 neue Kunden gewinnen können. Wir betreuen hier nun insgesamt 10.850 Privatkunden“, so Brotrück.
Auch die generellen Kennzahlen der Nordhäuser zeigen nach oben, Das Neugeschäft mit Baufinanzierungen stieg in Nordhausen um 13,3 Prozent auf 8,5 Millionen Euro. Das Gesamtkreditvolumen wuchs um 4,6 Prozent auf über 53 Millionen Euro. Und: immer mehr Kunden achten bei Bau oder Renovierung auf ökologische Aspekte. Jede fünfte Baufinanzierung der Commerzbank ist bereits eine „grüne Baufinanzierung“, die einen Zinsrabatt für Energieeffizienz gewährt.

Strategie 2024
Eine voll digitale Bank mit persönlicher Beratung und konsequentem Fokus auf Nachhaltigkeit – das sind die Eckpunkte der neuen Commerzbank-Strategie. Schneller und unkomplizierter soll alles werden. Die klassische Vor-Ort-Beratung wird es bei Umsetzung der „Strategie 2024“ dann nur noch in 450 Filialen geben, „höheren Beratungsbedarf“ soll an 220 Standorten angeboten werden.

Mit einem guten Kundenstamm, 13 Mitarbeitern und einem regionalen Alleinstellungsmerkmal (die nächste Filiale liegt gut 40 Kilometer entfernt) glaubt Brotrück, dass es schwer fallen dürfte, die Nordhäuser Filiale aufzugeben. Man habe in den letzten Jahren viel getan, um nicht zu den „Kleinen“ zu gehören, meint der Commerzbank-Veteran, der schon seit den frühen 90er Jahren in Nordhausen dabei ist. Allein, sicher ist man sich nicht. Definitive Aussagen über die Zukunft der Filiale und des Personals ließen sich noch nicht treffen, merkte Pressesprecherin Schanzmann-Wey an. Etwas mehr Klarheit wird man vielleicht im Mai haben, wenn die Entscheidungsträger des Konzerns wieder zusammentreten.
Angelo Glashagel