Schlechte Stimmung im Gastgewerbe und Einzelhandel

Wenig Vorfreude in den Innenstädten

Donnerstag
12.11.2020, 09:52 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Gastgewerbe befindet sich trotz zumeist ausgefeilter Hygienekonzepte seit zwei Wochen erneut in einem Lockdown. Ein herber Schlag für Hotellerie und Gastronomie sowie für die mit der Tourismuswirtschaft verbundenen Branchen, denen für diese Zeit erneut die Geschäftsgrundlage entzogen wird...

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt aus dem Herbst 2020 machen deutlich: Viele Unternehmen dieses Bereiches hatten schon vor November mit den negativen Folgen der Corona-Krise enorm zu kämpfen.

„Nach dem ersten Lockdown im März/April und den damit einhergehenden Umsatzeinbußen verzeichnete das Gastgewerbe zwar eine kleine Sommerbelebung, für den Ausgleich der Verluste aus dem Frühjahr reichte dies jedoch nicht aus“, informiert IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch.

Zwei von drei Unternehmen verbuchten Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Aufgrund der aktuellen und möglicherweise andauernden Beschränkungen in den kommenden Monaten dürfte die kurz- und mittelfristige Entwicklung der Geschäftslage aber noch kritischer ausfallen. Schon im September berichteten 45 Prozent der Gastronomen und Hoteliers von einer schlechten Situation. Zu Jahresbeginn waren es nur zwei Prozent. Mit „gut“ urteilten damals 29 Prozent. Im Januar 2020 lag dieser Wert noch bei 48 Prozent. Verständlich, dass die Erwartungen für die nächsten Monate sehr verhalten bleiben. Angesichts der großen Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie rechnet nur knapp jeder Zehnte mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 49 Prozent blicken eher skeptisch auf die Wintermonate.

Auch Peggy Lindner, Geschäftsführerin des Hotels am Schloss in Apolda, schaut in eine unsichere Zukunft: „Wir haben in den letzten Monaten sehr aufwendige Hygienekonzepte erstellt und durch Renovierungs- und Umbaumaßnahmen in den Schutz unserer Gäste und Mitarbeiter investiert. Jetzt müssen wir, in einer für unsere Branche umsatzstarken Zeit, das Hotel wieder schließen. Das ist ärgerlich, denn die dadurch entstehenden Ausfälle lassen sich leider nicht wieder aufholen. Ein Hotelbett lässt sich eben nur einmal vergeben. Zudem belasten die fehlende Planbarkeit und Unsicherheiten unsere Geschäftstätigkeit.“

Kein Weihnachtsmarkt – keine Touristen – leere Geschäfte
Indirekt sind aber auch die anderen innerstädtischen Branchen von den Schließungen im Gastgewerbe betroffen. So wird die Vorweihnachtszeit nicht wie sonst im stationären Einzelhandel die Kassen klingeln lassen. Vielerorts fallen in diesem Jahr die Weihnachtsmärkte aus. Es fehlt also ein Magnet für die Kunden, die durch die Innenstädte bummeln und das eine oder andere Geschenk besorgen. Und dort, wo noch Weihnachtsmärkte stattfinden, ist auch dieses Jahr nur ein verkaufsoffener Sonntag möglich. Die Forderung der IHK Erfurt und anderer Verbände, verkaufsoffene Sonntage im Advent auszuweiten, um dem Handel nach all seinen Verlusten 2020 wenigstens im Hauptgeschäftsmonat zu unterstützen, wurden von der Landesregierung bisher nicht umgesetzt.

Elisabeth Kupfer, Citymanagerin der Stadt Gotha kann dies für ihre Stadt bestätigen: „Über den Sommer hat sich der Einzelhandel in Gothas Innenstadt ganz gut erholt. Es waren viele Touristen in der Stadt und haben den Handel beflügelt. Die Stadt profitiert vom Thüringer Wald-Tourismus und insbesondere vom Kurort Friedrichroda. Mit dem November-Lockdown ist der Handel stark eingebrochen. So lange die Wochenmärkte geöffnet sind, und diese sind aktuell besonders stark frequentiert, ist die Innenstadt noch halbwegs gut besucht. Nach Schließung der Märkte am späten Nachmittag sind die Straßen wie leergefegt. Da es 2020 keinen Weihnachtsmarkt in Gotha geben wird, fehlt ein starker Magnet im Dezember. Die Aussichten auf ein gutes Weihnachtsgeschäft sind insgesamt stark getrübt.“

Entgegen den in den Vorjahren eher zuversichtlichen Blicken auf das Weihnachtsgeschäft rechnen dieses Mal 55 Prozent der Händler in den kommenden Monaten nicht mit einer Verbesserung ihrer Situation, 45 Prozent befürchten sogar noch eine weitere Verschlechterung.

Die geltenden Abstands- und Hygieneregelungen sowie die Verunsicherung hinsichtlich der Einkommensverhältnisse aufgrund von Kurzarbeit und drohender Arbeitslosigkeit dämpfen die Konsumlaune der Verbraucher. Mehr als die Hälfte der Einzelhändler hat eine sinkende Ausgabefreude der Kunden registriert. Auch viele kleine Läden sind daher in ihrer Existenz gefährdet.