NABU Thüringen

Waldprämie an ökologische Leistungen knüpfen

Sonnabend
07.11.2020, 08:24 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Für die durch die Dürrejahre seit 2018 entstandenen Waldschäden stellen Bund und Ländern den Waldbesitzende gut 1,5 Milliarden Euro zu Verfügung. Davon sollen 500 Millionen Euro an die Waldbesitzenden ohne relevante Vorgaben ausgezahlt werden. Diesen Schritt kritisiert der Naturschutzbund NABU...

Grundbedingung für den Erhalt der „Waldprämie“ soll lediglich der Nachweis des Waldeigentums und eine Zertifizierung nach PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) oder FSC (Forest Stewardship Council) sein.

Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in der aktuellen Situation unterstützen zu wolle ist für den NABU Thüringen nachvollziehbar. Allerdings müssen die Gelder eine klare Lenkungswirkung haben, dabei müssen die Funktionalität der Wälder und seine regulierenden Leistungen im Fokus der Maßnahmen stehen.

Hintergrund der Diskussion ist die vom Waldbesitzerverband gestartet Kampagne „Wald ist Klimaschützer“, welche zum Ziel hat, dass zukünftig Waldbesitzer*innen von der sogenannten CO2-Abgabe profitieren. Demnach sollen Waldbesitzende zunächst einen Betrag von 112,50 Euro pro Jahr und Hektar erhalten, der mit Erhöhung der CO2-Abgabe auf 250 Euro steigen soll. Die Berechnung geht von bundesdurchschnittlichen Holzzuwächsen aus und berücksichtigt so weder die unterschiedlichen regionalen standörtlichen Ausgangsbedingungen noch die unterschiedlichen Maßnahmen der jeweiligen Waldbesitzenden.

Dirk Hofmann, Waldexperte und stellvertretender Vorsitzende des NABU Thüringen sagt: „Die Forderungen des Waldbesitzerverbandes sind unangemessen. Genau wie in der Landwirtschaft würden so Steuergelder einfach nach dem Gießkannenprinzip durch eine pauschale Flächenförderung ausgegeben werden.“

Der NABU fordert schon lange, dass öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen auszugeben sind. Das gilt auch für den Wald. Eine aktuelle Studie der Naturschützer zum Thema Wasserhaushalt und Forstwirtschaft zeigt, dass Waldbesitzende einen Schlüssel zur Reduktion des Klimastresses selbst in der Hand haben, indem sie die Wassersituation im Wald verbessern. Das klappt bei naturnahen Wäldern am besten.

Hintergründe zu den Drürreschäden
Gut 285.000 Hektar Wald sind in Deutschland von der Dürre extrem betroffen und müssen wieder bewaldet werden. Mit einem Anteil von gut 90 Prozent haben sich Nadelforste als besonders instabil erwiesen. Dabei ist seit Jahrzehnten bekannt, dass gerade Fichtenwälder, die ein Viertel der deutschen Waldfläche ausmachen, mit Zunahme von Stürmen und Temperatur extrem anfällig sind. In der Vergangenheit wurden gerade mit Fichtenwäldern die meisten Gewinne erzielt, was die Fichte zum „Brotbaum“ machte.

„Wer seinen Wald nach maximalen Holzertrag mit möglichst hohen Einnahmen ausrichtet, der sollte sich des Risikos bewusst sein, einen anfälligen Wald heranzuzüchten. Dieses Vorgehen sollte nicht noch staatlich subventioniert werden“, so Dirk Hofmann. Vielmehr müssten diejenigen belohnt werden welche die Ökosystemfunktonalität und -stabilität in ihrem Wald fördern in dem sie auf einen Wald mit gut durchmischten heimische Baumarten setzt, möglichst viel Wasser im Wald speichern, den Anteil von abgestorbenen Bäumen und alten Wäldern erhöhen oder gar vollständig auf die Waldbewirtschaftung verzichten.