Angemerkt:

Gesellschaftsjagd im Südharz

Freitag
30.10.2020, 10:00 Uhr
Autor
psg
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Den Menschen in Nordthüringen steht - wie (fast) allen Bundesbürgern der zweite Lockdown bevor. Das wird nicht lustig, also werden einige gesellschaftliche Höhepunkte wenige Tage vor dem Lockdown-Start genutzt, um ein wenig abzuschalten...

Auf zum gesellschaftlichen Jagderlebnis (Foto: privat) Auf zum gesellschaftlichen Jagderlebnis (Foto: privat)
Zum Beispiel tun das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Landesbehörde, genauer gesagt, einer Anstalt des Öffentlichen Rechts. Den ThüringenForst.

Aus nah und fern, aus allen Teilen Thüringens, aber auch aus angrenzenden Bundesländern sind unter anderem die Bediensteten in gehobeneren Positionen im Südharz unterwegs, um all das zu jagen, was ihnen auf vier Beinen im Revier Sophienhof vor die Flinte oder Büchse kommt. Menschen in Sophienhof zum Beispiel hören die Knallerei und dachten, dass wenigstens in diesem Corona-Jahr die Jagd in Gesellschaft aussetzen würde, wie ein Anwohner mitteilte.

Unten, rund um den Netzkater herum, wurde sich gesammelt. Beobachter sprechen von weit mehr als 50 Jägern, die vermutlich allesamt mit ihren Dienstfahrzeugen angereist sind. Bleibt die Frage: Ist das während der Arbeitszeit überhaupt verantwortbar? Wo bleibt die Vorbildfunktion des öffentlichen Dienstes? Warum kann - so kurz vor dem Lockdown - der nicht wenigen Unternehmen vermutlich das wirtschaftliche Genick brechen könnte - dieses "gesellschaftliche Großereignis" des ThüringenForstes nicht mal ausfallen?

Die nnz hatte in der Anstalt öffentlichen Rechts nachgefragt: Wird der Termin in Anbetracht der am Mittwoch bekannt gegebenen Maßnahmen wie geplant stattfinden? und erhielt folgende Antwort: "Plangemäß wird diese Gesellschaftsjagd morgen (30.10.2020) am Forstort Sophienhof unter Beachtung der aktuell geltenden hygienerechtlichen COVID19-Vorgaben des Landes wie des Kreises durchgeführt. Diesbezüglich neue hygienerechtliche Regelungen (Lockdown THÜ) werden nach meiner Kenntnis ab Montag (2.11. 2020) ihre Wirkung entfalten." Weiterhin verweist Pressesprecher Dr. Horst Sproßmann auf den Deutschen Jagdverband. der die Jägerinnen und Jäger auffordert, die bundesweit geplanten Jagden unter Beachtung spezieller Hygienevorschriften durchzuführen.

Dass es auch anders geht, beweist ein Beispiel aus dem südlichen Thüringen. Dort sagte das Forstamt Gehren bereits Mitte Oktober alle Jagden ab. Es sei ein langer Abwägungsprozess gewesen, doch besonders unter dem Eindruck des Pandemiegeschehens sei dieser Entschluss gefasst worden.

Die nnz wünscht den Teilnehmern der Gesellschaftsjagd trotzdem viel Vergnügen bei ihrem gesellschaftlichen Ereignis. Den Tieren wünschen wir, dass sie von ihrem Instinkt und von ihrer "Klugheit" rege Gebrauch machen. Ein Waidmannsheil verkneifen wir uns an dieser Stelle.
Peter-Stefan Greiner