GUTER RAT FÜR SENIOREN (7)

Passen Sie gut auf sich auf!

Montag
17.08.2020, 19:50 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Überfall hier, Enkeltrick da und die tägliche Kleinkriminalität gegenüber Senioren – davon musste auch nnz-online schon oft berichten. Der Fall der 94-jährigen Frau in Ellrich hat ein gutes Ende genommen, weil sie sich einem Taxifahrer anvertraute, der super reagiert hat. Damit sich möglichst viele Senioren auch selbst beschützen können, geben wir hier in mehreren Folgen eigene Erfahrungen und die Erfahrungen von Bekannten und Verwandten weiter...


Alles, was hier beschrieben wird, hat es in Thüringen und Sachsen-Anhalt schon gegeben. Zur Kenntnis gelangte es aus eigenem Erleben, dem Erleben verlässlicher Personen oder den Sendungen des mdr.

Anlass zur Panik besteht für Gewappnete nicht. Wie sagten doch unsere alten Lehrer: „Gefahr erkannt = Gefahr gebannt.“ Es besteht auch kein Zweifel, dass die Mehrheit der Senioren ohne Probleme ein hohes Alter erreichen kann. Aber wenn diese Serie auch nur eine Straftat verhindern kann, das Sicherheitsgefühl verbessern kann, ist ihr Zweck erreicht.

Die Sprache wird humorlos bis brutal sein, damit Warnungen auch dann verstanden werden, wenn das eigene Empfinden vielleicht alles als nicht so schlimm einstuft. Dafür bitten wir um Verständnis. Dieser Beitrag wird der letzte in dieser Serie sein.

Fazit
Obwohl in anderen Presseorganen, Funk und Fernsehen auch immer wieder in ähnlichen Beiträgen auf die Gefahren für ältere Menschen hingewiesen wird, sind die Fälle von Betrug und anderen kriminellen Taten gegen die Älteren dem Vernehmen nach kaum weniger geworden. Hier sind die Jüngeren unter uns gefordert, die Älteren immer wieder auf die vielfältigen Möglichkeiten gewissenloser Mitbürger hinzuweisen.

Liebe Ältere, bitte vertrauen Sie nur den Menschen, die sie seit mehreren Jahren kennen. Bleiben Sie Fremden gegenüber misstrauisch. Sprechen Sie mit Kindern und Enkeln oder langjährigen Freunden, bevor sie dubiose Zahlungen leisten. Es gibt sie, die Leute, die meinen, mit List und Tücke an Ihr Bestes kommen zu müssen. Sie halten Ihren Besitz für Ihr Bestes. Das hinter diesem Besitz ein in Ehren ergrauter Mensch steckt, der sein Erspartes für einen sorgenfreien Lebensabend meist dringend braucht, ist diesen Leuten vollkommen egal.

Bleiben Sie misstrauisch. Jeder neue Bekannte, der in ehrlicher Absicht versucht, Ihnen zu helfen, wird dafür Verständnis haben.

Die bedauerlichen Einzelfälle
Zum Schluss der Serie kommen sie: Die bedauerlichen Einzelfälle aus der Region. Sie sind mir selbst, meiner Familie und guten Bekannten nachweislich passiert. Es werden nachfolgend keine Geschichten vom Hörensagen wiedergegeben, obwohl ich einige kenne, die nicht anzuzweifeln sind. Sie machen leider klar, dass einige Zeitgenossen immer wieder von ungesundem Halbwissen über Demenz und Altersstarrsinn durchsetzt sind. Diese nicht so lieben Menschen haben kein schlechtes Benehmen aus eigenem Antrieb sondern weil ihr Chef das so von ihnen verlangt. Dieser Umstand macht die Lage schwierig, weil man einen Getriebenen nicht auch noch beleidigen will. Man sieht und hört ihnen ihre aufgezwungenen Hintergedanken förmlich an: Die/der Alte ist doch sowieso nicht mehr lange Kunde.

Steht man als Alte/Alter ihnen gegenüber, hilft nur: Ruhe bewahren, sein Recht durchsetzen und in Zukunft diesen „Laden“ meiden.

Noch besser ist es, einen deutlich jüngeren Menschen zu bitten, den Handwerker zu beauftragen, das defekte Gerät zur Reparatur zu bringen, das Auto zur Durchsicht und/oder Reparatur zu fahren und die Ausführung der beauftragten Arbeiten zu überwachen. Sie ersparen sich damit Aufregung und Ärger und häufig auch hohe Kosten.

Die nachfolgenden Beispiele sind anonymisiert. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Mitbürgern sind Zufall. Wer sich angesprochen fühlt, ist vielleicht selber Schuld.

Da gab es den Heizungsmonteur, der nacheinander mit 2 Messgeräten ankam, die aufgrund der Witterung „Wasser geschluckt“ hatten. Das war von außen deutlich sichtbar und weil auch elektronische Bauteile unter Wasser standen, wäre jede Messung – wenn sie überhaupt hätte stattfinden können – sinnlos gewesen.

Es gab auch den anderen Heizungsmonteur. Er wurde gerufen, weil sich zu viel Ruß bildete. Er erklärte dem Kunden, dass der Staubsauger für so viel Ruß zu klein sei. Den Einwand, man könne doch den Staubsauger zwischendurch mal leermachen, entkräftete er mit: „Dann geht der Filter kaputt.“ Die Heizung rußte hinterher genau so viel wie vorher, aber das merkte erst der Schornsteinfeger. Da war die – vergleichsweise teure - Rechnung schon bezahlt

Es gab den Geschäftsführer einer Autowerkstatt, der einer Kundin riet: „Gehen Sie doch woanders hin, wenn Sie hier nicht zufrieden sind!“ Voraus gegangen war ein Streit um einen Rechnungsbetrag, der im vereinbarten Paket enthalten und dennoch separat berechnet wurde. Die Kundin und ihr Gatte haben seinen Rat inzwischen befolgt. Zuvor musste ein ganzer Reifensatz 2x gewechselt werden. Der Erste war für dieses Auto nicht zugelassen.

In einem anderen Autohaus gab es nach der Durchsicht ein Protokoll mit dem handschriftlichen Hinweis: „NSL ohne Funktion“. Nach der Bedeutung gefragt, wurde vom Meister erklärt: „Ja, die Nebel-Schlussleuchte wird nicht umgeschaltet, da müssten wir noch die Steckdose zur Anhängerkupplung wechseln.“ Frage des Kunden: „Warum?“. „Da ist ein Schaltkontakt drin, der immer wieder verdreckt bzw. verrostet.“ Antwort des Kunden: „Der Kontakt ist außer Funktion, das Auto hat eine lastabhängige Umschaltung.“ Meister: „Ach so, dann müssen wir die ganze Box wechseln, das kostet bestimmt noch mal um 200 Euro und dauert bestimmt eine Woche.“ Kunde (gesagt): „Nein, lassen Sie mal. Ich brauche das Auto dringend. Es ist kein Nebel angesagt.“ Kunde (gedacht): 'Ich lasse es bei ….......machen, der repariert das Relais. Vorher klopfe ich mal gegen die Box, da springt das Relais vielleicht zurück.' Und so geschah es auch.

Wenn Ihnen etwas widerfährt, was in den 7 Folgen unerwähnt blieb, wenden Sie sich gern an die Redaktion. Dann können wir Ihre Erfahrungen warnend weitergeben.

Bleiben Sie gesund, munter und guter Dinge und werden Sie allen eventuellen Widrigkeiten zum Trotz uralt.

PS für Kinder und Enkel: Ihre Eltern oder Großeltern haben noch kein Internet oder mögen einfach das Rascheln einer Zeitung mehr als die nnz-online? Machen Sie ihnen doch einen Ausdruck dieser Beiträge.
Jürgen Wiethoff