DROHT ERNEUT EIN HITZESOMMER? WIR FRAGEN: GENÜGEND WASSER FÜR PARKS UND ANLAGEN? (TEIL 2)

Werden im Feuchtbiotop künftig Frösche quaken?

Dienstag
26.05.2020, 07:00 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Prophezeiungen sind mit Vorsicht zu bewerten. Mögen die über den Sommer 2020 nicht eintreffen. Demnach könnte er an Hitze und Dürre die der Jahre 2018/19 noch übertreffen. An die Auswirkungen mag Forstamtsleiter Gerd Thomsen erst gar nicht denken. Auch wenn es dieser Tage regnete, so folgte dem nassen und kühlen Mai 2019 eine extrem lange Hitze -und Dürreperiode...

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatte eine kluge Idee und ließ vor etlichen Jahren ein Feuchtbiotop für Amphibien anlegen. Seinen Zweck erfüllt es nicht mehr. Keine Wasserzufuhr, wenig Feuchtigkeit, keine Amphibien, dafür Grün in Überfluss. (Foto: Kurt Frank) Ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatte eine kluge Idee und ließ vor etlichen Jahren ein Feuchtbiotop für Amphibien anlegen. Seinen Zweck erfüllt es nicht mehr. Keine Wasserzufuhr, wenig Feuchtigkeit, keine Amphibien, dafür Grün in Überfluss. (Foto: Kurt Frank)

Nordhausen. Doch nicht nur Thomsen ist besorgt. Ausreichend Niederschlag wünschen sich auch die Akteure des Fördervereins Park Hohenrode, das Sachgebiet Park -und Grünanlagen mit Stadtförster Axel Axt und die WBG. Unübersehbar sind noch allenthalben die Spuren der Trockenheit der letzten Jahre. Wir fragen: Genügend Wasser für die Jungbäume in Parks und Anlagen, für Blumenrabatten und Büsche? Nach Hohenrode (nnz berichtete) folgt heute ein Spaziergang durch den Stadtpark.

Ausbleibende Feuchtigkeit lichtete den Baumbestand deutlich. Birken und Fichten starben auch in der Promenade. Unübersehbar die Baumleichen in der oberen nördlichen Hälfte des Tiergeheges. Nur noch als Brennholz taugen die verdorrten großen Nadelbäume. Wenn von ihnen herab ein Ast auf den Esel darunter fallen sollte, mag sich der Schaden noch in Grenzen halten.

Beim Zollhäuschen könnte es ein Kollateralschaden werden, lassen die abgestorbenen Buchen Überbleibsel auf das Haupt eines Spaziergängers hernieder. Die trockenen Äste, die hoch oben winken, sind nicht von schlechten Eltern. Zunächst wolle man die toten Buchen kürzen, den Stamm auf Höhe bringen und die halbhohen vorerst stehen lassen, sagt der Stadtförster. Ansonsten macht der Park was her. Bei der Mahd fielen diesmal nicht die Wildkräuter und Blumen entlang des Bachlaufes unter dem Schneidwerk der Mähmaschine, was Insekten und Schmetterlingen zugute kommt. Auch bei der zweiten Mahd sollte es so sein..

Nur noch als Brennholz taugen die verdorrten Nadelbäume im nördlichen Teil des Tiergeheges. Die Hoffnung, dass sich die einst prächtigen Blutbuchen im Areal im Frühjahr wieder erholen und  neu austreiben würden, erfüllte sich nicht. Auch sie sind in absehbarer Zeit Geschichte. (Foto: Kurt Frank) Nur noch als Brennholz taugen die verdorrten Nadelbäume im nördlichen Teil des Tiergeheges. Die Hoffnung, dass sich die einst prächtigen Blutbuchen im Areal im Frühjahr wieder erholen und neu austreiben würden, erfüllte sich nicht. Auch sie sind in absehbarer Zeit Geschichte. (Foto: Kurt Frank)

Axel Axt freut sich über ansehnlichen Baumnachwuchs: über zwei schon ansehnliche Jungbäume, einen Ginkgo und eine Hängebuche. Quasi ein Geschenk, wie er sagt. Beide Exemplare mussten nur umgesetzt werden. Sie standen auf einem Gelände, das zur Baustelle wurde. Aus der Baumschule in dieser Größe bezogen, hätte die Stadt 1000 Euro und mehr hinblättern müssen. Ginkgo und Hängebuche ergänzen die Trompetenbäume als Exoten.

Vor über 100 Jahren schrieb der Nordhäuser Mittelschullehrer Heinrich Heine über den Stadtpark in seiner Broschüre „Unsere Heimat“: „Von den Bäumen fallen besonders alte, mächtige Schwarzpappeln, Erlen, hohe Bruchweiden und Traubenkirschen auf. Alles Bäume, die einen nassen Standort lieben. Dazwischen stehen allerlei Sträucher wie Schneebeere, Schneeball, Hornstrauch und Geißblatt. In dem Buschwerk nisten viele Vögel“.

Von den mächtigen Pappeln stehen nur noch drei Exemplare. Im Vorjahr fiel eine in der Nähe der alten Gaststätte. Sie zeigte sich äußerlich hui, war innen aber pfui. Jahre davor fiel eine andere dem Sturm zum Opfer. Mehrere alte Erlen erfreuen auch heute noch den Spaziergänger. Zur Rarität geworden bzw. gänzlich fehlend: Bruchweiden, Traubenkirschen und Buschwerk, in dem zu des Lehrers Zeiten viele Vögel nisteten. Heute indes gehören ein schöner Spielplatz und das Tiergehege zu den Attraktionen des Parks.

Diese Hängebuche war ein Schnäppchen, sagt Förster Axel Axt. Sie war mit wenig Aufwand von einem künftigen Bauland umgesetzt worden. Sie ergänzt mit dem Ginkgo die Trompetenbäume als Exoten. (Foto: Kurt Frank) Diese Hängebuche war ein Schnäppchen, sagt Förster Axel Axt. Sie war mit wenig Aufwand von einem künftigen Bauland umgesetzt worden. Sie ergänzt mit dem Ginkgo die Trompetenbäume als Exoten. (Foto: Kurt Frank)

Im Juni erfolge eine Bestandsaufnahme, blickt Förster Axt voraus. Daraus leiteten sich entsprechende Maßnahmen ab. Die Schilderungen des Heinrich Heine sollten Eingang in die Planungen finden. Schon wegen der immer seltener werdenden Vögel. Pflanzpriorität haben, meint Axt, schon größere Baumexemplare, die was her machten. Auf Schnäppchen wie Ginkgo und Trauerbuche hofft er nicht. Wie wäre es, von irgendwoher Bäume umzusetzen? Vielleicht aus dem Gehege? Dem Förster wird, da bin ich mir sicher, schon was einfallen.

Vor Jahren hatte ein Mitarbeiter in gehobener Stellung der Stadtverwaltung eine kluge Idee. Er ließ ein Feuchtbiotop anlegen. Amphibien sollten sich dort ansiedeln. Medien lobten Uwe Patzig, den Ideengeber, über den grünen Klee. In den ersten Jahren nach seiner Taufe machte es noch was her. Von Wasser umgeben, war ein aufgeschichteter kleiner Steinhügel als Sonnenbad für Frösche und Lurche gedacht. Einen Sommer brütete sogar ein Teichhühnchen hier. Heute keine Wasserzufuhr, kaum noch Feuchtigkeit, dafür Grün in Überfluss.

Ob das Stückchen Park künftig wieder als ein Feuchtbiotop seinen Zweck erfüllen wird, darüber will uns der Pressechef der Stadt, Lutz Fischer, eine Antwort zukommen lassen. Auch darüber, ob die Stadt auf eine extreme trockene Wetterlage gerüstet ist, damit es auf den kommunalen Anlagen und Blumenrabatten weiterhin grünt und blüht. Soviel ist sicher: Die Jungbäume Ginkgo, Hängebuche & Co. erhalten ihre Wasserportionen.
Kurt Frank