Kabarett im Tabakspeicher

Satirisches mit Edgar & Irmi

Sonntag
30.10.2016, 15:45 Uhr
Autor
red
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In den Vorankündigungen war schon gewarnt worden: Sie müssen mit allem rechnen! So war es denn auch am Samstagabend im Nordhäuser Tabakspeicher. Da hatten nämlich „Edgar & Irmi“ ihren ganz besonderen Auftritt. nnz mit weiteren Einzelheiten...


Proppenvoll war das Museum in der Nordhäuser Bäckerstraße, als das "Durchschnittsehepaar" Edgar & Irmi ein wahres Feuerwerk an polemisch Provokantem, Hintergründigem und gleichwohl Anspruchsvollem zündete. Die Akteure, die im „richtigen Leben“ Wolfgang und Silvia Klösel heißen, sind Bewohner eines beschaulichen Dörfchens im Fränkischen – Stockheim in der Rhön. Da scheint die Welt noch in Ordnung zu sein.

Doch das, was da draußen in der Welt, vor allem aber in deutschen Landen so geschieht, dringt auch zu ihnen. So haben die beiden immer ausreichend Gesprächsstoff. Aktuelle Ereignisse aus Politik und Gesellschaft sorgen für immer neuen „Nachschub“ an Themen. Im aktuellen Programm „Deutschland: Achtung Baustelle!“ geht es hoch her. Da wird Klartext gesprochen, und zwar gnadenlos offen.

Aufs Korn genommen werden nahezu alle Bereiche des Lebens. Ob es nun der berüchtigte Filz in Bayerns Wirtschaft ist, in Baden-Württemberg ein Grüner namens Kretschmann regiert aber eher als „Schwarzer“ wahrgenommen wird, Auswüchse ökologischen Denkens und Handelns, der Schwachsinn mancher Fernsehsendungen, nervenaufreibendes Shoppen in einem Möbelhaus der besonderen Art, oder Auseinandersetzungen zwischen Katholischer Kirche und dem Islam, nicht zu vergessen die „Retter des Abendlandes“ PEGIDA und AfD und natürlich das Rentnerdasein – nichts bleibt außen vor.

Geschont wird niemand. Über die satirische Klinge mussten u.a. Politgrößen wie „Tarnkappen-Uschi“ (Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen), der „Maud-Dobrindt“ (Verkehrsminister Alexander Dobrindt), der „bundesweit-20-Prozent-Sigmar“ (Wirtschaftsminister und SPD-Parteichef Sigmar Gabriel), die „Wir-schaffen-das-Angie“ Bundeskanzlerin Angela Merkel) und viele viele andere springen. Und das ganze über 140 Minuten lang! Der freundliche Beifall der über 80 Gäste war mehr als verdient. Daumen hoch für Edgar und Irmi!

Nur gilt dies nicht für die letzte halbe Stunde, die irgend wie „angehängt“ schien. Was sollten zum Beispiel die langwierig erscheinenden Befragungen der Zuschauer, nach welchen Prämissen sie ein neues Auto kaufen würden oder wer die Rente mit 63 bereits in Anspruch genommen hat oder dies demnächst tun will? Vor allem Edgar schien nicht zu Ende kommen zu wollen. So blieb die Kompaktheit des ansonsten anspruchsvollen Programms ein wenig auf der Strecke. Schade!
Hans-Georg Backhaus