Circus Afrika in Nordhausen

"Wackelnde" Elefanten?

Mittwoch
26.10.2016, 11:59 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Tierquälerei unterbinden: Das ab Freitag geplante Gastspiel des Circus Afrika in Nordhausen stößt auf Kritik der Tierrechtsorganisation PETA. Der Zirkus führe mehrere stark verhaltensgestörte Elefanten mit, die auch in der Manege auftreten sollen...


Zahlreiche Videoaufnahmen aus vergangenen Gastspielorten würden das für Elefanten im Zirkus typische „Weben“ zeigen. Dabei schwingen die Elefanten pausenlos mit Kopf und Rüssel hin und her. Diese Verhaltensstereotypie sei ein Anzeichen für mangelhafte Haltungsbedingungen und schweres seelisches Leiden der Tiere.

Zudem quäle ein großes Bauchödem die Asiatische Elefantendame Gandhi; bei den Afrikanischen Elefanten Tonga und Moja seien die Beine wegen des andauernden Stehens auf hartem Untergrund teilweise deformiert. "Die sensiblen Rüsseltiere werden nachts in der Regel an zwei Beinen angekettet. Mit dem sogenannten Elefantenhaken – einem Stock mit einem spitzen Metallwiderhaken – werden die Tiere gefügig gemacht. Circus Afrika und sein Chef Hardy Weisheit sind in der Vergangenheit wiederholt wegen Tierquälereien und Verstößen gegen die öffentliche Ordnung in die Schlagzeilen geraten", heißt es in einer Mitteilung der Tierschutzorganisation.



In einem Schreiben appelliert PETA an den Oberbürgermeister, Vermietungen von kommunalen Flächen an Zirkusbetriebe mit Wildtieren künftig zu untersagen.

„Circus Afrika ist einer der rücksichtslosesten Zirkusbetriebe des Landes und bereits dutzendfach negativ aufgefallen. Städte sollten diesem Unternehmen und der Tierquälerei im Zirkus die Rote Karte zeigen“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche und Experte für Wildtiere bei PETA.

In einer Chronik hat PETA die Verfehlungen des Zirkusbetriebs aufgelistet. Darunter findet sich eine Vielzahl von behördlichen Beanstandungen und Verfahren wegen der Tierhaltung, zahlreichen illegalen Landbesetzungen und wilden Plakatierungen sowie über ein Dutzend Ausbrüche der Elefanten, die oftmals mit Sach- oder Personenschäden endeten.

70 Städte – darunter Leipzig, Rostock, Erfurt und Schwerin – haben der Tierquälerei im Zirkus bereits eine Absage erteilt und lassen bestimmte Tierarten nicht mehr auf ihren kommunalen Flächen zu. Seit April 2016 ist ein Urteil des Verwaltungsgerichts München rechtskräftig, das die Rechtmäßigkeit eines kommunalen Wildtierverbots bestätigt. Der in das Verfahren involvierte Bayerische Verwaltungsgerichtshof betonte ausdrücklich, dass Städte die Entscheidungshoheit darüber haben, an welche Schaustellerunternehmen sie ihre Flächen vermieten.

PETA fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus, denn die Unterbringung in kleinen Gehegen, die ständigen Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod. Bezüglich exotischer Wildtierarten wie Elefanten, Tiger oder Affen sprechen sich auch die Bundestierärztekammer sowie der Bundesrat für ein Verbot aus, ebenso wie die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland.

Einer repräsentativen forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. 19 europäische Länder wie beispielsweise Belgien, Österreich, die Niederlande und Griechenland haben bereits bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus verboten. PETA übt in dem Zusammenhang scharfe Kritik an der CDU/CSU-Fraktion, die als einzige Partei im Bundestag ihre Zustimmung zu einem Wildtierverbot verweigert.

In Aschersleben konnten die Behauptungen von PETA allerdings nicht bekräftigt werden: