Musikerwettstreit zum Mauerfall-Jubiläum

Mittwoch
12.11.2014, 09:57 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Am vergangenen Wochenende wurde das 25. Jahr nach dem Mauerfall in ganz besonderer Weise gefeiert. Orchester aus dem ganzen Land waren nach Siegen gereist, um sich miteinander im Wettstreit zu messen. Auch viele Nordthüringer spielten dabei auf, berichtet Daniela Heise...

Das bei Europcar geliehene Technikauto stand bereits gut gepackt im Musikschulhof, als am Freitag Morgen, den 7.11. um 7.30 Uhr der Bus der Firma Keitel am Nordhäuser Bahnhof die bereits wartenden 15 Zupfmusiker der Nordthüringer Region aufnahm. In ihrem Gepäck waren unter anderem die durch die Firma Autotuning Lier

Über Erfurt ging die Fahrt in das schöne Siegerland. Die Musiker beider Landesauswahlorchester Thüringens hatten sich unter Leitung ihrer Nordhäuser Dirigentin Daniela Heise in den letzten zwei Monaten in jeweils 2 Wochenendproben intensiv auf den 5. Wettbewerb der BDO (Bund Deutscher Orchestervereinigungen) in Siegen vorbereitet.

Nach 7 Stunden kamen wir zum Kaffee pünktlich in der Jugendherberge Morsbach an und 51 Musiker wollten koordiniert werden. In zwei aufeinander folgenden Proben nahmen alle am Nachmittag wieder miteinander Kontakt auf und wir feilten an den letzten Details für den anstehenden Wettbewerb. Am Abend nach Feierabend gestartet, trafen die letzten zwei Musiker auch noch mit der Technik ein." Andreas Meyer, Lehrer an der Provita Nordhausen, war als Tontechniker dabei und übernahm ehrenamtlich an zwei Wochenenden die technische sehr gute Mischung! Herzlichen Dank an alle Sponsoren und Helfer, insbesondere an Susann Schrader, meiner organisatorischen Stütze!

Zum Orchesterwettstreit in Siegen und Bochum waren auch viele Nordthüringer angereist (Foto: Daniela Heise) Zum Orchesterwettstreit in Siegen und Bochum waren auch viele Nordthüringer angereist (Foto: Daniela Heise)

Beide Orchester lauschten am Abend den Worten des Präsidenten der BDO, Ernst Burgbacher, der in der Siegerlandhalle alle teilnehmenden Formationen im Eröffnungskonzert herzlich begrüßte. Mit einem vielfältigen Programm der Musikschule Siegen und in Anwesenheit des engagierten Bürgermeisters konnte die gastgebende Stadt Siegen in vielerlei Hinsicht sehr wirkungsvoll das pulsierende Leben dieser Region widerspiegeln.

Vereint, ausgeschlafen, gestärkt und voller Anspannung ging es am Samstag, den 8.11. nach unserer ersten Nacht im 45 Minuten abgelegenen Morsbach wieder zurück nach Siegen in die Siegerlandhalle. Dort hatte zuerst das Landeszupforchester, die Formation unter Schirmherrschaft des BDZ Thüringen mit den erwachsenen Zupfmusikern des Freistaates Thüringen seinen Wertungsauftritt. Relativ souverän gingen die Musiker diesen Auftritt an. Schließlich war es mittlerweile die dritte Präsentation auf der Wettbewerbsebene des BDO in all den Jahren unter meiner Leitung. Zuletzt wurden wir dritte Preiträger in Bamberg 2010.

Das Programm lief ab wie am Schnürchen mit viel Musizierfreude und rhythmisch anspruchsvollen Werken, die alle Musiker glänzend bewältigten. Die Freude darüber stand allen Beteiligten im Gesicht geschrieben. Es musizieren in dieser Formation alle Altersgruppen von 20 - 75 Jahren, viele Laien, aber auch Profis und alle zeigen ihre Freude am gemeinsamen Tun! Es reichte im starken Starterfeld der vorwiegend jugendlichen teilnehmenden Orchester in diesem Jahr zum Prädikat „Mit sehr gutem Erfolg“! Eine deutliche Verbesserung unseres Orchesters durch anspruchsvollere Stücke wurde von vielen Fachleuten mit Applaus, lobender Kritik und Anerkennung bedacht.

In der Mittagszeit wurde es dann richtig hektisch. Für die 34 Kinder und Jugendlichen des LJZO unter Schirmherrschaft der Landesmusikakademie Sondershausen stand ihr großer Auftritt an. Doch zuvor musste sehr viel Tontechnik und Schlagwerk aufgebaut werden. Das erforderte im Rahmen der 15 -30 min Umbauzeit eine richtige Logistik. Jeder war für etwas verantwortlich und wurde seiner Aufgabe trotz großer Aufgeregtheit gerecht. Diese Teamarbeit um das Musizieren herum, brachte neue Synergieeffekte für das junge Orchester und stärkte einmal mehr den Zusammenhalt der besten jungen „Zupfer“ aus ganz Thüringen. Es machte einfach nur Spaß, in die erwartungsvollen Gesichter der Mitwirkenden zu schauen, beim Spielen die Konzentration und gleichzeit so viel Spaß und Freude beim Spielen zu erleben.

Der lang anhaltende Applaus nach unserem letzten Stück, komponiert von unserem Dozenten und Mitspieler Robert Hartung, der Prolog „Phoenix“, aus dem in der Entstehung befindlichen mehrsätzigen Werk „Die magische Laute“ zeigte uns, dass unsere neuen Wege dankbar und mit Interesse angenommen werden von Spielern und Zuhörern. Das Werk ist eine Symbiose aus verschiedenen Musikstilen, die besonders die Jugendlichen gern hören und bedeutet eine ganzheitliche Fordung aller Sinne und Begabungen. Es wird im rasanten Tempo gesungen, geklopft, geklatscht, gespielt und geschauspielert, Solisten kommen zu virtuosen Parts, aber auch das Orchester ist auf hohem Level gefordert. Jeder Auftritt bringt uns dem Gesamtziel näher, denn dieses Werk wird uns die nächsten Jahre begleiten und in seiner Gesamtheit hoffentlich 2018 in Nordhausen zur Premiere gelangen.

Gespannt, was der Jury dieser Vortrag wert sein wird, hörten wir uns weitere Zupforchester an. Neun waren aus ganz Deutschland angereist. Unter anderem auch das Kinder und Jugendzupforchester aus NRW, welches später die Nase vorn hatte und den ersten Preis gewann. Die Preisverkündung fand noch am gleichen Abend statt. Vier Orchester bekamen das Prädikat „Mit hervorragendem Erfolg“. Unsere Thüringer Jugendlichen gehörten dazu!

Viele Spieler waren das erste Mal auf Konzertreise mit und nahmen von dem Wettbewerbsgeschehen wieder viele neue Erfahrungen mit nach hause. Dieser Wettbewerb hat mir wieder einmal gezeigt, welches Potential in unseren Orchestern steckt und wieviel Energie man trotz einem sehr hohen Arbeitsaufwand rund um diese Reise auch jedes Mal zurück bekommt. Ich bin sehr stolz auf meine Mitstreiter!
Nach etwas wenig Schlaf setzten wir am Morgen des 9. Novembers 2014 in der Frühe unsere Reise fort. Bochum - die Nordhäuser Partnerstadt war unser Ziel, um gemeinsam mit unseren befreundeten Musikern in der dortigen Pauluskirche den 25 . Jahrestag des friedlichen Mauerfalls zu begehen. „Henrys Jazzmen“, voran Wolfgang Mattern, Herr Schrader vom Partnerstädteverband, Herr Frewer vom Kulturbüro der Stadt Bochum und die Pastorin Frau Lengenfeld-Brown der Paulusgemeinde sorgten im Vorfeld für einen reibungslosen Ablauf vor Ort. Ein würdevoller musikalischer Gottesdienst mit vielen Emotionen rundete somit dieses bewegte Wochenende ab.

Leider konnte die Oberbürgermeisterin Frau Dr. Ottilie Scholz nicht teilnehmen. Trotzdem möchten wir unseren Politkern beider Partnerstädte Bochum und Nordhausen mit auf den Weg geben: Schätzen Sie bitte auch nach 25 Jahren unsere Partnerschaft der Städte, denn Freunde sollten zusammen stehen, auch wenn Probleme des Alltags Klüfte reißen wollen. Denken sie zurück an die Euphorie der Tage im Herbst 1989 und sorgen sie mit dafür, dass auch in Zukunft unsere Partnerstädte im Austausch bleiben. Wir Musiker werden immer unserer Teil dazu beisteuern. Ich danke sehr, Frau Pastorin Lengenfeld - Brown, dass sie die Bedeutsamkeit unseres Anliegens sofort auch zur eigenen Herzensangelegenheit erklärte und mit dem musikalischen Gottesdienst, ähnlich wie die Kirchen 1989 im Osten, die Türen geöffnet hat, um daran zu erinnern, was uns die Wende vor 25 Jahren als wichtigstes Gut geschenkt hat: die Freiheit!“
Daniela Heise