Umstrittene Urteile in Babelsberg

Montag
10.11.2014, 06:51 Uhr
Autor
nnz
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Die Nordhäuser Bundesliga-Boxer haben auch beim ersten Auswärtskampf gegen Motor Babelsberg alles in die Waagschale geworfen, nach mehreren strittigen Kampfrichter-Urteilen aber unglücklich mit 10:11 verloren...


Aufgrund des zeitgleichen Sieges Hannovers gegen Straubing und der besseren Punktedifferenz, bleibt die NSV-Mannschaft trotz der Niederlage an der Tabellenspitze.

Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling gab die Marschroute für den so wichtigen Auswärtskampf gegen die in der Liga mitfavorisierten Babelsberger in der Mannschaftsbesprechung vor: „Wenn wir etwas zählbares mitnehmen wollen, müssen wir nicht 100, nicht 150, sondern 200 Prozent geben. Nach der Auftaktniederlage wird Babelsberg in eigener Halle kämpfen bis zum Umfallen.“

Gesagt, getan: Die sieben NSV-Boxer gingen in ihren jeweiligen Duellen bis ans Limit, kämpften bis zum Schlussgong, wurden aber nicht immer für den betriebenen Aufwand belohnt. Schon im ersten Kampf im Federgewicht bis 57 Kilogramm zwischen Neuzugang Dias Kuzembaev und dem Niederländer Enrico La Cruz kam es zu einem höchst umstrittenen Urteil.

Kuzembaev bestimmte den Schlagabtausch, ließ den größenmäßig überlegenen La Cruz nie zur Entfaltung kommen, bekam allerdings in der dritten Runde eine umstrittene Verwarnung zugesprochen und verlor dadurch einstimmig nach Punkten. Nachdem auch der zweite Kampf zwischen dem Kölner Tobias Tatai und Babelsbergs deutschen Vize-Meister Omar El-Hag verloren ging, fuhr NSV-Mannschaftskapitän Kastriot Sopa im Halbweltergewicht gegen den Weißrussen Yauheni Dauhaliavets endlich den ersten Sieg ein und verkürzte zur Halbzeit auf 8:9.

Der zwischenzeitliche Optimismus den Kampf noch drehen zu können verflog aber schnell, als auch der über weite Strecken den Ton angebende Cihan Calik bei seinem Debüt für den NSV zur Verwunderung vieler gegen Philipp Nsingi verlor. „Mit der Niederlage Caliks traf uns ein weiteres, klares Fehlurteil. Bei einer objektiveren Bewertung hätten wir auch dieses Duell gewinnen müssen. Cihan Calik hat die besseren Treffer gesetzt, wurde letztlich dafür leider nicht belohnt“, so Dietrich-Scherfling.

Nachdem auch der ungarische Leistungsträger Balázs Bacskai gegen den agressiv boxenden Deutschen Meister Josef Attanjaoui diesmal den Kürzeren zog, ging es beim Stand von 8:11 und noch zwei ausstehenden Kämpfen nur noch um Schadensbegrenzung.

Doch auch hier fighteten die Nordhäuser weiter und Igor Teziev sowie der russische Neuzugang Vladimir Ivanov empfahlen sich für kommende Aufgaben. Teziev, im letzten Jahr noch im Dienste der Hanauer, besiegte mit dem niederländischen Militär-Weltmeister Peter Mullenberg einen Boxer von Weltklasse-Format. Auch Ivanov, der am Mittwoch das so sehnlich erhoffte Visum erhielt, zeigte auf Anhieb sein Potenzial und bezwang im Superschwergewicht keinen geringeren als den Weißrussen Sergej Korneev, immerhin Studenten-Weltmeister 2013.

„Natürlich hätten wir gern etwas Zählbares mitgenommen und sind über die Niederlage enttäuscht. Unser vorher gestecktes Ziel viele „kleine Punkte“ einzufahren und nur möglichst knapp zu verlieren, haben wir allerdings erreicht, sodass wir auf dem Weg zum Projekt Meisterschaft weiter im Plan liegen“, erklärt Mannschaftsleiter Michael Döring.    

Für die NSV-Boxer gilt es nun die Wunden bis zum nächsten Heimkampf in drei Wochen gegen Straubing wieder zu schließen. Mit Cihan Calik, Balázs Bacskai und Igor Teziev trugen gleich drei Sportler einen Cut davon. „Wir hoffen dass mindestens zwei von ihnen auch im nächsten Kampf wieder einsatzbereit sind. Vor allen bei Bacskai und Teziev sehe ich gute Chancen. Sie sind absolute Leistungsträger, zumal aufgrund des gleichzeitig stattfindenden deutsch-polnischen Länderkampfes einige Boxer ausfallen“, blickt Dietrich-Scherfling bereits voraus.
Johann Reinhardt