Regionale Identität — europäische Vernetzung — stabile Wirtschaft. Darüber diskutierte man am heutigen Freitag im Restaurant Hofküche in Sondershausen und startete damit eine neue Diskussionsformat...
Das Landratsamt des Kyffhäuserkreises und das Thüringer Landesbüro der Friedrich-Ebert-
Stiftung hatten zu diesem Dialogforum "Politik am Mittag im Kyffhäuserkreis" eingeladen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung will mit diesem neuen Format, Unternehmen und regionale Politik noch besser an einen Tisch holen, und will die Reihe noch in diesem Monat im Landkreis Schmalkalden-Meiningen forsetzen
Politik am Mittag im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)
Antje Hochwind (SPD), Landrätin des Kyffhäuserkreis, und Dr. Paul Pasch von der Friedrich-Ebert-Stiftung Thüringen hatten zur Diskussion den Europaabgeordneten Jakob von Weizsäcker (2. v.r.) eingeladen. Jakob von Weizsäcker (SPD) ist ein deutscher Ökonom und Politiker. Durch das Abschneiden der SPD bei der Europawahl 2014 wurde er in das Europäische Parlament gewählt. Am 3. Februar 2014 hatte er sich auf seiner Wahlkampftour bereits in Sondershausen vorgestellt, kn berichtete (
Diskussion zu Europa).
Wirtschaftlicher Erfolg und Prosperität für die Region des Kyffhäuserkreises und die ihr
angehörigen Kommunen setzen in zunehmendem Maße eine hohe Internationalität voraus. Mit dieser These war man in die Diskussion gegangen.
Und die hatte gleich ein wichtiges Thema am Wickel, wie man so schön sagt. Firmen brauchen immer öfter die schnelle Internetverbindung und da bekam der Europaabgeordnete nicht viel Gutes zu hören. Firmen hatten und haben teils erhebliche Probleme stabile Internetverbindungen herstellen zu können.
Dr. Volker Asemann von der K-UTEC war froh, des es endlich klappt, denn wir müssen Objekte teils in Echtzeit überwachen. Ohne stabile Internetverbindungen können wir gar nicht unsere Aufgaben erfüllen, was von anderen Geschäftsführern mit Kopf nicken quittiert wurde.
Ganz zu schweigen von vielen Touristen die gerade in manchen Touristikzentren nicht mal eine Internetverbindung für ihr Smartphone bekommen, ob Kyffhäuserdenkmal oder Ferienpark Feuerkuppe, um nur zwei Beispiele zu nennen.
So schnell wird der Ausbau auch nicht fortschreiten können, wie wir das wollen, so Dr. Andreas Räuber von der Wirtschaftsförderung Kyffhäuserkreis. Dazu kommt das Problem, dass nicht nur das Netz im Kyffhäuserkreis sehr lückenhaft ist, sondern auch die Kapazität vorhandener Netze teils völlig unzureichend ist.
Das richtige Maß zu finden, zwischen europäischer Vernetzung und dem Erhalt der
regionalen Identität stellt die Region im Rahmen der Globalisierung vor ganz neue Herausforderungen. Ein wichtiges angesprochenes Thema war da der Mindestlohn.
Während Anja Daniel von TR Plast Ebeleben eher eine etappenweise Einführung des Mindestlohn bevorzugt hätte, sprachen sich Helmut Peter von der Peter-Gruppe und Jakob von Weizsäcker konsequent für den Mindestlohn aus.
Welche Vorteile und Risiken ergeben sich aus dem europäischen Binnenmarkt für den Wirtschaftsraum des Kyffhäuserkreises? Ein großes Problem, welches heute angesprochen wurde, war ganz klar die Beschaffung geeigneten Nachwuchses. Dr. Thomas Schilling von 3D-Schilling in Oberspier brachte es auch einen Punkt: Wir können nicht weiter wachsen, weil der Nachwuchs fehlt. Diskutiert wurde, wie geeignete Fachkräfte aus der EU in den Kreis geholt werden können. Erste Ansätze wurden auch schon angesprochen und Verbindungen aufgenommen.
Politik am Mittag im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)
Auch über die großen Finanzen wurde diskutiert. So wurde auch schon über die Gefahr einer Deflation gesprochen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Investitionen mit niedrigen Zinsen anzukurbeln ist kaum noch drin, da die europäische Zentralbank mit ihren niedrig Zinsen kaum noch Spielraum nach unten hat.
Jakob von Weizsäcker plädierte für einen größeren europäischen Investitionsfonds in der Höhe von 300 Milliarden Euro mit einer Reserve von nochmals 300 Milliarde Euro. Dabei hinterließ er Zweifler in der Runde, die das skeptisch sahen.
Alle angesprochenen Themen lassen sich nicht darstellen, aber einig war man sich in der Runde: Es war eine sehr interessante Diskussion und vielleicht trifft sich die Runde wieder nach einiger Zeit, wenn die Friedrich-Ebert-Stiftung Thüringen durch das Land bewegt hatte und eine neue große Runden starten kann.