IHK-Konjunkturumfrage im zweiten Quartal 2021:

Der Optimismus ist zurück, neue Engpässe entstehen

Mittwoch
21.07.2021, 18:53 Uhr
Autor:
nis
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Die Wirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt hat sich spürbar erholt, dies belegt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Der Geschäfts­klimaindex springt stark nach oben und liegt nun bei 19,4 Punkten. In diesem Wert sind positive und negative Einschätzungen zur aktuellen Lage und zur Perspektive gegeneinander gerechnet. Erstmals seit zwei Jahren überwiegt beim Blick nach vorn der Optimismus wieder: Deutlich mehr Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt blicken eher zuversichtlich als sorgenvoll auf die kommenden Monate...

Konjunktur IHK im 2. Quartal  (Foto: IHK ) Konjunktur IHK im 2. Quartal (Foto: IHK )


„In allen Branchengruppen zeigt der Daumen klar nach oben“, resümiert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die repräsentative Umfrage. Rund 600 regionale Unternehmen haben sich daran beteiligt. „Vor allem Handel und Dienstleistungswirtschaft, die in der Pandemie teilweise stark gebeutelt wurden, melden jetzt endlich wieder bessere Geschäfte.“ Anderswo zeigten sich indes schon negative Folgewirkungen der Krise, berichtet Bieräugel. „Die schnell angestiegene Nachfrage überfordert die im Lockdown reduzierten Kapazitäten bei Produktion und Transport.“ Es komme zu Engpässen und steigenden Preisen bei Rohstoffen wie bei Vorprodukten. Auf dem Bau, in der Industrie und der Logistiksparte fehle zudem das Fachpersonal. IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier warnt deshalb: „Die Krise ist keineswegs abgehakt!“ Der lange Lockdown habe die betroffenen Branchen strukturell geschwächt. Nicht wenige Unternehmen hätten noch finanzielle Probleme und Existenzsorgen. Wichtig sei jetzt, abermalige Schließungen unbedingt zu vermeiden. Brockmeier: „Der Kampf gegen die vierte Welle beginnt genau jetzt: Die Ausstattung in Gesundheitsämtern und Schulen gilt es zu verbessern und weiter für Impfungen zu werben!“

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

Der Aufwärtstrend in der heimischen Industrie hält an, insbesondere die Geschäftslage wird gut bewertet: Mit 44,7 Prozentpunkten ist der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen doppelt so hoch wie noch im Frühjahr. Der Auslastungsgrad der Betriebe steigt auf 85 Prozent – einem Wert, der zuletzt 2018 auf dem konjunkturellen Höhepunkt zu verzeichnen war. Auftragseingänge und Umsätze legen zu, die Gewinnentwicklung ist stabil. Auffällig ist allerdings der Preisdruck auf die Industrieunternehmen: Energie und Rohstoffe haben sich verteuert. Mehr als die Hälfte der Firmen rechnet deshalb damit, selbst die Preise erhöhen zu müssen.

Die regionale Bauwirtschaft ist wieder auf Kurs. Nachdem schon im Frühjahr eine Trendwende erkennbar war, verbessert sich die Stimmung weiter. Deutlich mehr Unternehmen als noch im ersten Quartal melden jetzt eine gute Geschäftslage. Mehr Aufträge gehen ein, gerade 15 Prozent der Baufirmen schätzen ihren Auftragsbestand noch als zu gering ein. Die Erwartungen der Branche sind allerdings leicht negativ. Hier wirken sich steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie fehlende Fachkräfte aus.

Stimmungsumschwung in der Dienstleistungsbranche: Im ersten Quartal 2021 sahen sich viele Unternehmen fest im „Würgegriff“ der Eindämmung. Jetzt springt das Geschäftsklima von einem damals leicht negativen Wert auf gute 18,6 Punkte. Erfreulicherweise zeigt sich dieser Aufwärtstrend auch bei den Anbietern personenbezogener Dienstleistungen, die stark unter der Pandemie gelitten haben. Der Blick auf die kommenden Monate hellt sich auf. Der Optimismus überwiegt – erstmals seit zwei Jahren.

Im regionalen Handel kehrt die Zuversicht zurück. Das Geschäftsklima erreicht hier mit 12,9 Punkten den besten Wert seit 2019. Insbesondere der Einzelhandel hat für diesen Schub gesorgt, die Geschäftslage wird dort deutlich besser bewertet als zuvor: Der Rückgang bei Gewinnen und Umsätzen fällt nur noch gering aus. Die Geschäftserwartungen sind ausgeglichen, die Umsatzerwartungen bleiben vorsichtig. Rund 40 Prozent der Einzelhändler rechnen damit, die Verkaufspreise anheben zu müssen.

Auch das Verkehrsgewerbe schafft den Sprung nach vorn. Die Branche bewertet ihre Geschäftslage jetzt wieder mehrheitlich positiv. Die Zukunftserwartungen der Unternehmen sind ebenfalls überwiegend optimistisch: Ein Drittel rechnet mit steigenden Umsätzen in den nächsten Monaten, nur ein Zehntel geht noch von Rückgängen aus. Probleme meldet aber trotz aufgehellter Erwartungen weiterhin der Personenverkehr.