Nordhausen und seine künstlerischen Werke (16 b)

Johann Ludwig Meil und das Friedensfest 1763

Montag
25.03.2024, 08:36 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Johann Ludwig Meil, der Zeichner, Maler, Bildhauer und Bildschneider, geb. am 8. April 1729 in Arnstadt, gest. am 16. Juni 1772 in Ilfeld, wurde am 17. März 2023 in dieser Zeitung als begnadeter Bildhauer vorgestellt mit der seit 2006 restaurierten Skulptur „Leda mit dem Schwan“ in der unteren Rautenstraße in Nordhausen...

J. L. Meil, Leda, Sandsteinfigur von 1755, restauriert von Jan Fehling 2006, Detail Kopf mit Schwanenhals (Foto: H.Kneffel) J. L. Meil, Leda, Sandsteinfigur von 1755, restauriert von Jan Fehling 2006, Detail Kopf mit Schwanenhals (Foto: H.Kneffel)

Ursprünglich gehörte sie in eine Wasserkunst der Stadt. Meil stammte aus einer Bildhauerfamilie aus Arnstadt, die hohes Ansehen genoss. Der Vater betrieb ein Kunstwerkstatt, in dem der Sohn erste künstlerische Unterweisungen erfuhr. Beide Eltern starben jedoch früh als er neun bzw. zwölf Jahre zählte. Wahrscheinlich setzte er seine Ausbildung beim Nachfolger seines Vaters, des Hofbildhauers, fort. Man erfährt noch, dass er sich am 6. Februar 1750 in Arnstadt mit einundzwanzig Jahren als Bildhauer vermählte mit Auguste Dorothea Wöllner. Er ließ sich als Künstler an der ehemaligen Klosterschule in Ilfeld als Zeichenmeister am Gymnasium nieder, die einen guten Ruf unter den Bildungseinrichtungen einnahm. So hatte er eine feste Einnahmequelle und konnte im Auftrag zusätzliche Werke schaffen. In Ilfeld verweilte er etwa zwei Jahrzehnte, bis ihn am 16. Juni1772 plötzlich der Tod traf und man ihn an der Klosterkirche beisetzte. Er war dreiundvierzig Jahre geworden.

Für Nordhausen schuf dieser Künstler aus Sandstein noch die Brunnenfiguren eines Laokoon und eines Triton, die als Torsi im Lapidarium des Museums Flohburg in der Altstadt bewahrt werden, berühmt auch wegen der ausdrucksstarken Kopfdarstellungen.

J. L. Meil, ausdrucksvolle Häupter des Laokoon und des Triton, Lapidarium Museum Flohburg, 2023  (Foto: H.Kneffel) J. L. Meil, ausdrucksvolle Häupter des Laokoon und des Triton, Lapidarium Museum Flohburg, 2023 (Foto: H.Kneffel)

Dank der Nordhäuser Buchdruckerkunst befindet sich im Bestand des Stadtarchives ein Buch, das die Kunst von Meil noch auf einem anderen Gebiet vorstellt. Es trägt den Titel „Volständige Nachricht von den Feierlichkeiten welche in der freien Reichsstadt Nordhausen wegen des Hubertusburgischen Friedens vom 15ten Februar 1763 angestellet worden sind, auf Begehren aufgesetzet von J. C. Hake Conrector des Gymnasii daselbst.“ Die Schrift ist den Nachkommen in dieser Stadt gewidmet. Die Kupferstiche aus dieser Schrift stammen von Meil.

Teil der Titelseite des genannten Buches von 1763 mit den Schrecken des Krieges (Foto: H.Kneffel) Teil der Titelseite des genannten Buches von 1763 mit den Schrecken des Krieges (Foto: H.Kneffel)

Dies Büchlein berichtet, dass man in Nordhausen dieses Friedensfest nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, 1756-1763, erst im April 1763 begeht und nicht wie offiziell gewünscht schon im Februar. Man wollte erst die im Jahr 1760 von Nordhausen nach Magdeburg gebrachten Geiseln wieder in der Stadt haben, die trafen am 31. März 1763 ein. Das waren angesehene Bürger, wie die Bürgermeister Rennecke und Lange, der Vierherr Feist, die Ratsherren Arens und Rosenthal. Das Dank -und Friedensfest vom 10. bis zum 12. April war ein lange im Gedächtnis bleibendes Ereignis in der Stadt, „wie es Nordhausen vorher und nachher nicht wieder erlebte.“

J. L. Meil, Kupferstich, 1763, „Nun ruhet doch alle Welt und ist stille und jauchzet fröhlich.“ (Foto: H.Kneffel) J. L. Meil, Kupferstich, 1763, „Nun ruhet doch alle Welt und ist stille und jauchzet fröhlich.“ (Foto: H.Kneffel)

Auch in der Lesserschen „Chronik der Stadt Nordhausen“, fortgesetzt von Dr. Ernst Günther Förstemann, werden die Feierlichkeiten ausführlich beschrieben. Höhepunkt war am Abend des 11. April eine Illumination auf dem Königshof, ausgedacht und ausgeführt hatte diese „der geschickte Maler Meil“. Das Geld dafür stammte von wohlhabenden Bürgern. Ein Gelehrter aus Nordhausen, der in der Stadt Nordhausen angesehene Konrektor, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums, Konrad Hake, half beim Entwurf und bei der Ausführung. Diese Persönlichkeit war ein vorzüglicher Erzieher und ein literarisch und ästhetisch hochgebildeter Mann, der die Gymnasiasten bei den Feierlichkeiten als Darsteller anleitete. Er starb leider bereits 1771.

Meil selbst hat sich in dem genannten Büchlein über seine Erfindung eines Gesamtkunstwerkes geäußert, das typisch für die barocke Zeit war, die erwähnte festliche Illumination. Er erkor den Tempel der freien Künste als Sinnbild des glücklichen Einflusses, den die Wiederherstellung des Friedens in die Beförderung der Künste und Wissenschaften hat. Er hat eine Zeichnung vom Tempel und der Szenerie auf dem Königshof angefertigt, die als gefalteter Kupferstich dem Heft beigefügt ist. Die Szenerie wurde aus soliden Balken und Brettern über der Wasserkunst des Königshofes errichtet.

J. L. Meil, Kupferstich, „Die festliche Illumination am 11. April 1763 auf dem Königshof in Nordhausen“  (Foto: H.Kneffel) J. L. Meil, Kupferstich, „Die festliche Illumination am 11. April 1763 auf dem Königshof in Nordhausen“ (Foto: H.Kneffel)

„Es wird der Tempel der freien Künste vorgestellt. Dieser ruhet auf 16 ionischen Säulen, zwischen denen sich Bogenstellungen und Nischen befinden. In der Hauptnische siehet man den Berg der Musen, die Hippokrene (eine dort entspringende Quelle, die Begeisterung erzeugt, d. A.) und den Pegasus, und vor demselben Apoll und Minerva. In den übrigen Nischen die 7 freien Künste, welche nebst den beiden Gottheiten auf die Ermunterung der Friedensgöttin hin unter Musik aufs neue Besitz von dem Tempel nehmen.
Über den Bogenstellungen ist eine Säule corinthischer Ordnung, auf deren Capitäl die kaiserliche Krone stehet, am Säulenfuß eine Galerie, auf welcher sich Pauken und Trompeten hören lassen. Alles ist mit vielen 100 gläsernen Lampen von verschiedenen Farben erleuchtet. Auf der Brustlehne der Galerie werden mit dem kaiserlichen Reichswappen die 9 churfürstliche Wappen durch Blumengirlanden verbunden. Die acht Seiten der Galerie sind mit 16 erleuchteten transparenten Gemälden angefüllt...“

Man sieht um den Tempel herum viele Leute versammelt, manche schauen auch aus den Fenstern der umstehenden Häuser zu, und auf dem Dach des Tempels am Fuße der sehr hohen Säule, die man bis zum Holungsbügel sah, schmettern Musiker auf ihren Instrumenten. Die Illumination musste nochmals wiederholt werden.

Auch in Ilfeld wollte der Amtsmann von Wüllen den Hubertusburger Frieden feiern. Er selbst war 1759 als Geisel genommen worden.

Von Meil liegt ein zeichnerisches Abbild von Ilfeld vor. Er schaut, etwas erhöht stehend, über das Tal, wo man das Klostergelände angeschmiegt vor den bewaldeten Bergen des Südharzes sieht. Von Wüllen ließ Meil eine feierliche Erleuchtung des Amtshauses entwerfen. Auch dieser Entwurf liegt vor, gedruckt in Nordhausen im Februar 1763. Ilfeld wurde darin als die Göttin der Erinnerung, des Gedächtnisses, Mnemosyne, abgebildet, die dem Zeus am Olymp die neun Musen gebar. Sie lehnt an einem Pfeiler, der Sicherheit und Dauerhaftigkeit symbolisiert. An ihm hing auch das Stiftswappen. Im Mittelgrund erschien Michael Neander, wie er sich aus der Erde erhebt und die Worte spricht: „Wie bin ich besorgt gewesen, der Krieg möchte dir schaden.“ In die Illumination mit 300 Lampen waren Schul- und Stiftsgebäude einbezogen.

Eine weitere beeindruckende Brunnenfigur, den imposanten griechischen Helden Herkules im Kampf mit einem riesigen Schlangenungeheuer, das im Sumpf von Lerna lebt, Herden zerreißt und Felder verwüstet, schuf Meil 1770/71 unter Fürst Christian Günther von Schwarzburg-Sondershausen. Sie steht in Sondershausen inmitten des Schlosshofes, auf die nordwestliche Toreinfahrt ausgerichtet. Dieses Kunstwerk ist in einem guten Zustand, es fand also rechtzeitig genug Zuwendung, was man den Nordhäuser Figuren auch gewünscht hätte. Meil war ein herausragender Künstler! „Ehret die Künstler …“, das gilt zeitlos!
Heidelore Kneffel