WGT en miniaturé im Rockhaus

Carpe Noctem

Sonnabend
23.03.2024, 08:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Nordhäuser Nachtleben herrscht schon länger Flaute, Anlaufstellen für Feierfreudige gibt es kaum noch. Das ist nicht allein ein Problem der Jugend, sondern auch für Subkulturen wie die „Gothic“ Szene. Eine junge Dame will die nun in Eigeninitiative aus dem Schlummer holen…

Madlen Junge hat über die "Gothic" Szene zur Musik gefunden und will nun ein eigenes, kleines Fest auf die Beine stellen (Foto: privat) Madlen Junge hat über die "Gothic" Szene zur Musik gefunden und will nun ein eigenes, kleines Fest auf die Beine stellen (Foto: privat)


Alte Weberei und Schabernack, Destille, Fischbüchse und Jugendclubhaus - Party hier, Party dort - es gab Zeiten, da hatten Nordhäuser Nachtschwärmer am Wochenende jede Menge Auswahl. Nach Corona liegt die Nordhäuser Partyszene noch immer im Schlummer, Angebote gibt es zwar ab und an, aber wenn dann eher sporadisch, im Clubhaus, der „Kleinen Freiheit“ oder dem Studentenclub „T37“.

„Früher gab es Clubs gefühlt an jeder Ecke, heute ist fas alles tot. Für die Jugend ist das Mist, da gibt es keine Anlaufpunkte mehr, wo man noch hin könnte. Und da wo man sich dann unter freiem Himmel trifft, wurde man oft wieder vertrieben“, erzählt Madlen Junge. Für ihren eigenen Geschmack ist schon gleich gar nichts mehr dabei, denn Madlen hat ihre musikalische und kulturelle Heimat im „Gothic“ gefunden. Dunkle Kleidung, blasser Teint, schwarzromantische Melancholie, Metal und Synthwave á la Depeche Mode - das ist, sehr grob umrissen, „Gothic“.

Madlen Junge will ihre Subkultur wieder aus dem Schlummer holen (Foto: agl) Madlen Junge will ihre Subkultur wieder aus dem Schlummer holen (Foto: agl) Die junge Nordhäuserin ist über die „Emo-Schiene“ zum „Gothic“ gekommen, den finalen Ausschlag gab schließlich ein Besuch des „WGT“ in Leipzig. Die Abkürzung steht für „Wave Gotik Treffen“, sei Jahrzehnten das Highlight der deutschen Gothic Szene, immer gut besucht, ein Happening der ausgefallenen Art und auch für Außenstehende ein echter Hingucker.

Zurück in Nordhausen suchte Junge, frisch verzaubert vom speziellen Gothic Charme, nun Anschluss. Ein kleines Treffen müsste sich doch organisieren lassen, über Facebook würden sich schon zwei, drei Interessenten finden, dachte’s und streckte die Fühler aus. In kurzer Zeit waren über 70 Nachrichten eingegangen - die Nordhäuser Szene mag nicht mehr zu sehen sein, aber verschwunden ist sie offenbar nicht.

Und so soll es nun mehr werden als ein „kleines Treffen“, in Zusammenarbeit mit dem „Rockhaus“ will Junge ein eigenes Gothic-Fest auf die Beine stellen, ein WGT en miniaturé in Nordhausen, wenn man so will, wobei das riesige Leipziger Fest natürlich nicht mehr als eine Inspiration sein kann. „Ich hatte ursprünglich an so eine Art Metalstammtisch gedacht, aber nach dem überraschend großen Rücklauf geht die Idee jetzt mehr Richtung Gruftiparty. Es wäre schön, wenn wir die Szene wieder mal zusammenbekommen könnten, zum austauschen und feiern. Und wenn das läuft, dann passiert sowas ja vielleicht in Zukunft auch wieder öfter.“, sagt Madlen Junge.

Für die Details befindet man sich noch in der Feinabstimmung aber ein paar Dinge stehen schon fest: die Party soll am 20.04. im Rockhaus steigen, los geht es dann schon um 14 Uhr, der Endpunkt ist noch offen. Es wird Live-Musik lokaler Bands und Musiker geben - Rock und Metal stehen auf dem Programm - der Eintritt soll frei sein, aber man will um Spenden für die Musiker und das Rockhaus bitten. Und da zum „Gothic“ immer auch ein ganz eigener „Chic“ gehört, ist Kostümierung ausdrücklich erwünscht, aber kein Zwang. Eben wie beim echten "WGT".

Bis zum 20. April ist noch etwas Zeit, wer bis dahin auf dem laufenden bleiben will, findet nähere Informationen auch hier auf Facebook.
Angelo Glashagel