Nachfragen aus dem Nordhäuser Geschichtsverein

Eine Geschichte um ein Integrationsangebot

Montag
22.11.2021, 10:36 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Auch wenn die sich von Tag zu Tag verschärfende Corona-Lage die aktuelle Debatte bestimmt, so steht doch zweifellos auch die Frage nach der Ernsthaftigkeit des Integrationswillens so mancher, insbesondere junger männlicher Migranten weiterhin im Raum...

Der Weltladen in Nordhausen mit einem Werbeplakat für "Offenheit" (Foto: HG Backhaus) Der Weltladen in Nordhausen mit einem Werbeplakat für "Offenheit" (Foto: HG Backhaus)

Auch in der kürzlich stattgefundenen Wahlversammlung des SPD-Ortsvereins wurde darüber angeregt diskutiert. nnz-Autor Hans-Georg Backhaus hat dazu aus eigenem Erleben eine Geschichte beizutragen…

Als 2015 die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt erreichte, hat Deutschland seine Grenzen für hunderttausende Hilfesuchende geöffnet, ihnen Unterkunft, Verpflegung und weitere Sozialleistungen gewährt. Die übergroße Anzahl der vor Krieg und Terror geflohenen Menschen hauptsächlich aus Ländern, in denen der islamische Glaube vorherrschend ist, hat die Willkommenskultur der Deutschen zu würdigen gewusst und war dafür auch dankbar.

Die meisten der Geflüchteten haben die Chance auch genutzt, um Asylanträge zu stellen und nach Anerkennung als Asylberechtigte in unserem Land ein neues, besseres Leben aufzubauen. Doch wie steht es bei diesen Menschen mit der Auseinandersetzung in der Frage, dass sie fortan in einer demokratischen und aufgeklärten Gesellschaft ihr Leben gestalten wollen, zumal große Teile Europas von einer christlich-jüdischen Geschichte und Kultur geprägt sind?

Leider erreichen uns immer wieder Meldungen, die von verabscheuungswürdigen Taten vor allem junger Männer aus diesen Ländern berichten. So wie erst kürzlich die Schändung der Frauenbergkirche durch einen aus Afghanistan stammenden 25jährigen Mann. Er hatte ganz sicher alle Möglichkeiten bei uns, hier ein menschenwürdiges Leben zu führen. Doch er hat die ausgestreckte Hand ausgeschlagen, stattdessen zugeschlagen, christliche Symbole zertrümmert.

So ist es nicht verwunderlich, dass unter der deutschen Bevölkerung mehr und mehr Zweifel am Integrationswillen – sicherlich nicht bei den meisten – wohl aber bei noch viel zu vielen, besteht. Es ist daher nur zu verständlich, dass von politischer Seite weiterhin die dringende Bitte an Vereine, Verbände, Parteien und Kirchgemeinden ergeht, bei vielfältigen Aktionen, die der Integration dieser Menschen in unsere Gesellschaft und der Vermittlung unserer Wert dienen, nicht nachzulassen.

Dieser Bitte wollte sich vor etwa drei Jahren auch der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein nicht verschließen. In Abstimmung mit dem Vorstand, dem ich damals als Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit angehörte, wurde ich im Frühsommer 2018 im Eine-Welt-Laden in Nordhausen vorstellig. Mir war zu Ohren gekommen, dass sich in Abständen von drei bis vier Wochen dort Helferinnen und Helfer zum Erfahrungsaustausch treffen, die den in unsrem Landkreis untergebrachten Flüchtlingen im Alltag helfend und beratend zu Seite stehen.

So nutzte ich die Möglichkeit, während einer solchen Zusammenkunft unsere Arbeit im Verein vorzustellen und warb unter den Flüchtlingshelferinnen und -helfern darum, diese Informationen den Migranten zu übermitteln. Vor allem ging es uns Geschichtsfreunde darum, Interesse insbesondere unter den familiär noch ungebundenen Flüchtlingen an unseren Vereinsabenden zu wecken. Diese finden ja bekanntlich jeden zweiten Dienstag im Monat im Nordhäuser Museum Tabakspeicher (bis vor kurzem auch im Vereinshaus „Thomas Mann“) statt.

Der Geschichtsverein lädt bereits seit mehreren Jahrzehnten zu den beliebten abendfüllenden Lichtbildervorträgen – heute gern auch Powerpoint-Präsentationen genannt – über regionale und deutsche Geschichte ein. Diese Vereinsabende sind keine geschlossenen Veranstaltungen, vielmehr freuen sich die Südharzer Hobbyhistoriker stets über zahlreiche interessierte Gäste.

In unseren Vorankündigungen in der Presse heißt es deshalb immer: „Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.“ - Nachdem ich meine Informationen in besagter Runde beendet hatte, kam nur schleppend eine Diskussion zustande. Lediglich kann ich mich noch an die Wortmeldung eines Helfers erinnern, als dieser sinngemäß äußerte, die Migranten hätten andere Sorgen.

Dem ist wohl zunächst einmal beizupflichten. Und natürlich ist es nicht einfach – noch dazu, wenn man aus einem anderen Kulturkreis stammt und die deutsche Sprache nur unzureichend oder (noch) gar nicht beherrscht –, sich mit europäischen Normen, Denk- und Lebensweisen, der Geschichte und Kultur vertraut zu machen und diese auch zu respektieren. Doch die Flüchtlinge waren zu dieser Zeit bereits drei Jahre in Deutschland und ihnen standen (und stehen) zahlreiche Helfer zur Seite.

Fakt ist, bis zum heutigen Tag hat kein einziger Migrant den Weg zu einer Veranstaltung des Nordhäuser Geschichtsvereins gefunden. Das Interesse an unseren Angeboten scheint bei ihnen zu Null zu tendieren. Und trotzdem sind wir Geschichtsfreunde optimistisch, dass wir früher oder später junge Frauen und Männer, nachdem sie einen entsprechenden Aufenthaltstitel erhalten haben, zu den Vortragsabenden begrüßen können. Es wird auch künftig heißen: Jedermann ist herzlich willkommen!

Vielleicht haben ja andere Gruppierungen, Sportvereine, Parteien, Verbände, Kirchgemeinden oder Unternehmen aus unserem Landkreis positive Erfahrungen bei der Integration von Geflüchteten gemacht. Es wäre wünschenswert, wenn von derlei gelungenen Integrationsangeboten auch in der nnz alsbald zu lesen wäre.

Nur eines muss deutlich gesagt werden: Wer immer auch in Not ist, vor Bomben, Terror und Unterdrückung flieht, dem muss auch geholfen werden. Wer aber zu uns kommt und seine Ideologie, seine Weltanschauung, seine Religion mit „Feuer und Schwert“ verbreiten will, der gehört nicht hierher. Der muss dahin zurückkehren, wo er einmal hergekommen ist.
Hans-Georg Backhaus