Neutrassierung der B4 bei den Sundhäuser Bergen

Und es tut sich (noch) nichts

Donnerstag
15.04.2021, 12:14 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der Bau der neuen vierspurigen Trasse der B 243 schreitet voran, auch oder trotz einiger zeitlicher Verzögerung. Von namhaften Politikern unseres Kreises gab es auch mehrfach hoffnungsvolle Signale, was den Ausbau der B 4 im Bereich der Sundhäuser Berge betrifft. Doch um dieses Vorhaben ist es seit geraumer Zeit sehr ruhig geworden...


Wie steht es um das Bauvorhaben Sundhäuser Berge?, fragt sich Hans-Georg Backhaus (Foto: Hans-Georg Backhaus) Wie steht es um das Bauvorhaben Sundhäuser Berge?, fragt sich Hans-Georg Backhaus (Foto: Hans-Georg Backhaus)


Mit anderen Worten: Es tut sich nichts! Die nnz blickt zurück und hat auch die Kandidaten/die Kandidatin für das Amt des Landrates/der Landrätin mit dieser Sachlage konfrontiert…

Doch gehen wir zunächst ins Jahr 2016 zurück. Das hoffnungsvollste Zeichen kam Ende Oktober 2016 aus dem Nordhäuser Rathaus. Dr. Klaus Zeh (CDU) war zu dieser Zeit Oberbürgermeister der Rolandstadt und hatte Winfried Ludolph, zur damaligen Zeit stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes Nordthüringen, zu einem Gespräch eingeladen. Der wiederum hatte eine „frohe Botschaft“ in seinem Gepäck – und OB Zeh durfte sie verkünden.

„Der grüne Stempel aus Berlin ist Gold wert. Der Ausbau der B 4 an den Sundhäuser Bergen ist damit greifbar. Viele Pendler werden aufatmen.“ Er dankte Ludolph für dessen persönlichen Einsatz für das Projekt. Und der Gast fügte erklärend hinzu: „Das Wichtigste ist, dass wir aus Berlin den sogenannten Sichtvermerk bekommen haben, den grünen Stempel, dass dieses Vorhaben finanziert wird.“

Zudem, so wurde erklärend noch hinzugefügt, stehe das Vorhaben nicht in Konkurrenz zu anderen Verkehrsprojekten, wie beispielsweise geplanten Ortsumfahrungen in Thüringen. Und schließlich wurde noch eine wichtige Aussage getroffen, nämlich dass bei Vorlage des Baurechts mit einem Baubeginn des dreispurigen Ausbaus der B 4 im Laufe des Jahres 2019 zu rechnen ist.

Doch im Jahr 2019 war zwar von Baumaßnahmen an der B 4 noch nichts zu sehen, immerhin aber konnten die Leser der nnz eine weitere hoffnungsvolle Kunde aus dem Munde einer prominenten Politikerin aus unserem Landkreis, nämlich Birgit Keller (Die Linke), vernehmen. In einem Interview mit der nnz anlässlich ihrer bis dato 5jährigen Amtszeit als Thüringer Ministerin für Landwirtschaft und Infrastruktur antwortete sie auf die Frage, wie es hier in Nordthüringen weitergehen soll: „Der Ausbau der B 4 über die Sundhäuser Berge ist in trockenen Tüchern, das ist wichtig.“

Doch wie ist eine solche Aussage zu werten? Was bedeutet es, wenn jemand sagt, dass etwas „in trockenen Tüchern“ ist? Diese Redewendung besagt, dass eine Sache gesichert ist, erfolgreich abgeschlossen ist. Doch das ist sie gegenwärtig ganz und gar nicht. Aus diesem Grund hat die nnz bei den drei Kandidaten bzw. der Kandidatin für das Amt des Landrates bzw. der Landrätin angefragt und diese um persönliche Einschätzungen zur aktuellen Situation gebeten.

Dass hier offensichtlich nichts vorangeht, wird auch in der Stellungnahme des Landratskandidaten der Partei Die Linke, Matthias Marquardt, deutlich. In seiner E-Mail verweist er zunächst darauf, dass er sich in seinem Wahlflyer „vorwiegend auf Themen reduziert“ habe, „die im Landkreis geregelt werden können“. Er wolle sich als zukünftiger Landrat „für eine moderne Infrastruktur und gleichzeitig für den Schutz der Natur einsetzen“.

Der Kandidat der Linken sieht zwar im Ausbau der B 4 auch eine Entlastung, verweist aber zugleich darauf, „dass es Pläne gibt, mehr Transport von Waren von der Straße auf andere Transportwege zu verlagern…“ und führt dabei die Anbindung durch die Autobahn A 71 Richtung Erfurt an. Zudem sieht Marquardt die Stadt Sondershausen und den Kyffhäuserkreis in der Verantwortung. Die sollten doch mitteilen, „ob sie an einem solchen Ausbau ernsthaftes Interesse haben“.

Auf den Umstand, dass sich an den Sundhäuser Bergen täglich ungezählte LKW und PKW tagein tagaus hinauf und hinunter quälen, geht Matthias Marquardt nicht ein. Und die Nutzung der Autobahn ab Sangerhausen Richtung Erfurt und umgekehrt bedeutet für Verkehrsteilnehmer einen Umweg von ca. 36 Kilometer. Umweltfreundlich ist das auch nicht gerade.

Seine Sichtweise muss auch insofern verwundern, als sie in keiner Weise mit der hoffnungsvollen Aussage seiner Mitgenossin Birgit Keller in Übereinstimmung zu bringen ist, die bereits vor anderthalb Jahren auf einen baldigen Baubeginn an den Sundhäuser Bergen verwiesen hat.

Wesentlich hoffnungsvoller klingen da die Worte aus dem Mund des amtierenden Landrates Matthias Jendricke (SPD), was die Neutrassierung der B 4 Richtung Sondershausen betrifft. In einem Telefongespräch unterstreicht er die Notwendigkeit der Verlegung der B 4 Richtung Osten und deren dreispurigen Ausbau und sieht dies als „eine wichtige Achsenverbindung in den Nachbarkreis“ an.

Durch den Rückbau der alten Serpentinenstraße werde der Natur ja wieder Land zurückgegeben, zudem sei Projekt begleitend auch ein Rad- und Wirtschaftsweg vorgesehen, ebenso der Bau einer sogenannten Wildbrücke. Voraussetzung für einen Beginn des Vorhabens sei allerdings, „dass das Planfeststellungsverfahren zu Ende gebracht wird“, so Jendricke. Da sieht er den Bund in der Pflicht.

Einen möglichen Grund dafür, dass das Verkehrsprojekt hinsichtlich der Umsetzungsphase gegenwärtig stockt, vermutet der Landratskandidat der SPD u.a. auch in der Covid-19-Pandemie. Jendricke findet am Ende des Gesprächs nochmals deutliche Worte: „Ich bin dafür, dass das Projekt so schnell wie möglich realisiert wird.“

An dieser Stelle sollte auch die Meinung der Landratskandidatin der CDU, Jeanette Goedecke, zu dem geplanten Verkehrsprojekt stehen. Doch trotz mehrmaliger Anfrage per E-Mail ging keine Antwort seitens der Politikerin ein. Dafür lässt Pressesprecher Lutz Fischer von der Stadtverwaltung auf Nachfrage wissen, dass „wir natürlich ein Interesse an einem zügigen Ausbau“ haben - „vor allem auch zur Anbindung der benannten Ortsteile an das Radwegenetz“.

Resümierend sollte betont werden, dass die Hoffnung auf einen alsbaldigen Start des Verkehrsprojektes nicht aufgegeben werden darf. Der Landkreis Nordhausen und der Kyffhäuserkreis haben seit Jahrzehnten enge politische, wirtschaftliche, kulturelle und geschichtliche Verbindungen und Gemeinsamkeiten. Mitunter kann auch ein Stück neue Straße diese Verbindung weiter festigen – und für die Pendler und LKW-Fahrer den (Fahr)alltag auf dieser vielbefahrenen Trasse um einiges erträglicher machen.
Hans-Georg Backhaus