Kunsthaus Meyenburg ist wieder geöffnet

Die Kunst der Frauen

Donnerstag
08.04.2021, 14:13 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Geht Kunst in Pandemie-Zeiten? Diese Frage stellt sich seit gut einem Jahr. Auch die Verantwortlichen der drei Nordhäuser Museen loten seit den Lockdown-Zeiten immer neue Möglichkeiten aus, künstlerisches Schaffen – in welcher Form auch immer – den Freunden von Kultur und Kunst zugänglich zu machen. Das gilt auch für das Nordhäuser Kunsthaus Meyenburg. Die nnz war vor Ort…

Austellungsobjekt im Kunsthaus Meyenbirg (Foto: HG Backhaus) Austellungsobjekt im Kunsthaus Meyenbirg (Foto: HG Backhaus)


Dank geringer 7-Tage-Inzidenz-Werte im Vergleich zu anderen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten in Thüringen, hatte Landrat Matthias Jendricke (SPD) nicht lange gezaudert und beim Land Thüringen eine zeitlich befristete Öffnung von Geschäften und Kultureinrichtungen beantragt (Modellregion). Und siehe da – seit Dienstag dieser Woche darf geshoppt und – ja auch das – Kultur und Kunst genossen werden.

Das Kunsthaus Meyenburg wollte da nicht zurückstehen und wartet mit gehörigem Frauenpower auf. „Aus weiblicher Sicht – Nordhäuser Künstlerinnen“ betitel sich die aktuelle Ausstellung. Insgesamt 110 Werke von Künstlerinnen aus der Rolandstadt warten auf ihre Besucher. Das „Meyenburg“ präsentiert einen sehenswerten und breit gefächerten künstlerischen Querschnitt in einem Zeitabschnitt von 100 Jahren.

In neun Räumen nehmen neun Frauen mit neun unterschiedlichen „Handschriften“ den Betrachter mit auf eine Reise in ihren künstlerischen Schaffensprozess. Vertreten sind die Werke von Maria Becker-Diedelt, Margret Böning, Ilsetraut Glock, Eva Groh, Karin Kisker, Marlies Müller (geb. Pape), Maria Schmidt-Franken, Ilse Spangenberg und Ute Zyprus-Gonska.

Im Gespräch mit Kunsthaus-Leiterin Susanne Hinsching erfahren wir, dass es die Frauen in der damals von Männern dominierten Welt der Kunst nicht immer einfach hatten. In der Tat spiegelt sich diese Problematik auch in den Biografien der Nordhäuserinnen wider, die übrigens farblich unterlegt in den Räumlichkeiten des Hauses nachgelesen werden können.

Die Künstlerinnen haben sich nicht unterkriegen lassen, waren über die Stadtgrenzen hinaus tätig und haben manches Mal auch von einander gelernt. Nach ihrem Lieblingsbild gefragt, weist Hinsching sofort auf Gemälde von Maria-Schmidt Franken mit dem Titel „Hamburg Speicherstadt“.

Gleichwohl beeindruckt auch das Triptychon mit Predella, geschaffen von Karin Kisker. Es stellt die Bombardierung von Nordhausen in den ersten Apriltagen 1945 dar. Es ist eine Leihgabe der Kreissparkasse Nordhausen. Und nicht zu vergessen die Werke von Eva Groh, die besonders in der DDR-Zeit für zahlreiche Verlage Buchillustrationen erstellt hat.
In Anbetracht der gegenwärtig schwierigen Lage verwies Susanne Hinsching gegenüber der nnz auf ihren Lieblingssatz von Pablo Picasso, der mal sagte: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ Und fügt an: „Daran sieht man, dass Kunst einfach sehr wichtig für die Menschen ist und sie zum inneren Gleichgewicht bei den Menschen beiträgt.“ Da klingt zweifellos Hoffnung mit.

Als vor gut zwei Wochen das MDR Thüringen Journal im „Meyenburg“ zu Gast war, kommentierte die Reporterin noch im fragenden Tonfall „ob sie (die aktuelle Ausstellung) je jemand zu sehen kriegt, und wenn ja, wann – das steht in den Sternen“. Gut, dass in Nordhausen die Uhren anders gehen, als im übrigen Thüringer Land. Dann nichts wie hin ins Kunsthaus Meyenburg in der Nordhäuser Alexander-Puschkin-Straße 31!

Geöffnet ist das Kunsthaus am Donnerstag und Freitag jeweils von 13 bis 17 Uhr und am Samstag von 11 bis 16 Uhr. Ab Sonntag, 11. April 2021, muss das Haus bis auf weiteres wieder geschlossen bleiben. Die Besucherinnen und Besucher sind verpflichtet, entweder einen PCR-Test (48 Stunden gültig) oder einen Schnell-Test (24 Stunden gültig) vorzulegen. Zudem ist Mund- Nasen-Schutz zutragen.
Hans-Georg Backhaus