Neuer Verein will Kulturangebote schaffen

Kleine Freiheit

Sonnabend
01.08.2020, 07:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wo kann man der Nordhäuser Nachtschwärmer eigentlich noch hingehen? Im Moment nirgends, aber auch vor der Krise war das Angebot im Herzen der Stadt immer weiter zusammengeschrumpft. Vor allem der Verlust der „Destille“ wurde vielfach beklagt. Ein frisch gegründeter Verein will da Abhilfe schaffen und noch einen Schritt weitergehen…

Wollen wieder mehr Abwechslung in das Nordhäuser Kulturleben bringen: die Mitglieder des Vereins "Kleine Freiheit". v.l.: Gregor Busch, Stephanie Tiepelmann Halm, Alexander Scharff und Nils Weißenborn (Foto: agl) Wollen wieder mehr Abwechslung in das Nordhäuser Kulturleben bringen: die Mitglieder des Vereins "Kleine Freiheit". v.l.: Gregor Busch, Stephanie Tiepelmann Halm, Alexander Scharff und Nils Weißenborn (Foto: agl)

„Kleine Freiheit“ nennt sich der neue Zusammenschluss, der sich anschickt, den Verlust auszugleichen. Allein als „Destille 2.0“ will man sich nicht verstanden wissen, sagt der frisch gebackene Vereinsvorsitzende, Gregor Busch. Die „Kleine Freiheit“ soll mehr als reine musikalische Unterhaltung bieten sondern ein Treffpunkt für sämtliche Subkulturen und soziokulturelle Strömungen werden.

„Nordhausen hält für das breite Publikum viele Möglichkeiten bereit aber da ist für viele nicht unbedingt das dabei, was sie wollen. Die Destille hat das zu einem Teil bedient. Mit der Schließung ist eine Art Vakuum in diesem Bedarf entstanden, von dem wir glauben und hoffen das es ihn gibt. Insofern ist die Idee diesen Verein zu gründen auch aus dem Verlust geboren, soll aber darüber hinausgehen.“, erklärt Gründungsmitglied Alexander Scharff.

Die ersten Reaktionen auf die Gründung der „Kleinen Freiheit“ scheinen der Hoffnung Recht zu geben. Ein kurzer Video-Trailer wurde von gut 2.300 Personen gesehen und im E-Mail Postfach landeten nach wenigen Tagen rund 100 Zuschriften, erzählen die Vereinsmitglieder, keine einzige davon mit negativem Inhalt. Aktuell zählt man 35 Gründungsmitglieder „plus X“ - die ersten Eintrittsersuche harren noch ihrer formalen Bearbeitung. Um das Unterfangen zu stützen reicht das noch nicht, man hofft auf viele weitere Mitglieder und Unterstützer. Zuspruch und Ermutigung kommen nicht nur aus der Region sondern auch aus der Ferne, neben entzückten Exil-Nordhäusern aus Leipzig, Hamburg und anderswo scheint man sogar in Australien einen Fan gefunden zu haben.

Ein Projekt und ein Raum für Alle soll die „Kleine Freiheit“ werden, der Name Programm sein. Neben Musik sind auch Lesungen und Ausstellungen denkbar oder alles andere, was den Mitgliedern so einfällt. Eine ganze Schwemme an Ideen und Vorschlägen hat man bereits erhalten, aber die kann man im Moment erst einmal nur sammeln. Denn noch ist die „Kleine Freiheit“ eine Idee ohne festen Wohnsitz.

Das soll sich nach langer Suche aber bald ändern. Im Moment hat man ein Objekt in der Unterstadt im Blick, das Ideal wäre - keine Wohnbebauung in der Nähe aber auch nicht zu weit ab vom Schuss. Wo genau das sein wird, dass wollte man Angesichts laufender Verhandlungen noch nicht verraten. Nur soviel: das Gebäude stammt aus dem Jahr 1913, wurde bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts industriell genutzt, verfügt über einen eigenen Innenhof und bietet den Charme und das Ambiente, dass man sich wünscht.

Das Objekt wird zur Zeit von zwei Personen erworben, der Verein wird dann als Untermieter auftreten. Um die Unterhaltung des Gebäudes auch langfristig sicherstellen zu können, soll die obere Etage als Wohnraum vermietet werden, aller Wahrscheinlichkeit nach an Studenten. „Uns war von Anfang an klar, das wir nicht selber mieten wollten. Nicht das wir viel Kraft und Energie in etwas hineinstecken, dass uns nach ein paar Jahren wieder aus der Hand genommen werden kann. So sind wir möglichst unabhängig, müssen aber zweigleisig fahren.“, erläutert Nils Weißenborn, ebenfalls Gründungsmitglied der „Kleinen Freiheit“.

Auch wenn das Haus erworben ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen, ehe die ersten Veranstaltungen stattfinden können. Als erstes werde man sich um den Brand- und Lärmschutz kümmern müssen und auch wenn man im Verein schon jetzt manch begabten Handwerker hat, werde man nicht alles alleine auf Vordermann bringen können. Da das Nordhäuser Nachtleben aber ohnehin noch im Corona-Koma liegt, ist die Länge des Weges, der noch zu beschreiten ist ehe es wirklich losgeht, weniger problematisch.

Einen Namen hat das Kind also schon einmal, bald auch eine Heimstatt, nur was es am Ende sein soll, da ist man sich noch nicht so sicher und will es auch gar nicht sein. „Gerade das macht den Charme aus, das viele Leute zusammenkommen und gemeinsam etwas entwickeln“, erzählt Stephanie Tiepelmann-Halm, die zum Vorstand des Vereins gehört. Eine Gastronomie mit Speisekarte und täglichen Öffnungszeiten „von - bis“ solle das Haus nicht werden, eher ein eine Art Vereinsheim, das zu Veranstaltungen lädt. Eine Kleinkunstbühne, ein Ort für die alternative Clubszene der Stadt, die keine Heimat mehr hat und ein Raum für Kreativität. Ein frischer Farbklecks im Nordhäuser Nachtleben. Wer selber mitmachen möchte, der kann sich einfach via E-Mail an kleinefreiheit@gmx.net beim Verein melden. Einen ersten Eindruck gibt es hier: