Lange Reihe 11

Erhabene blaue Hitze lehnt an den Schläfen der Fenster

Sonntag
24.09.2017, 17:09 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der französische Lyriker Paul Eluard wird im Rahmen der Lesung „Erhabene blaue Hitze lehnt an den Schläfen der Fenster“ von Mitgliedern des Vereins „Dichterstätte Sarah Kirsch“ in Limlingerode, Lange Reihe 11 vorgestellt...

Eluard, eigentlich Grindel, lebte von 1895 bis 1952. Er wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf, Kindheit und Jugend waren von zahlreichen Krankheiten geprägt, ein Umstand, der dazu beitrug, dass sich Eluard frühzeitig mit Literatur beschäftigte – rezipierend und produzierend. Bereits 1913 wurden erste Gedichte veröffentlicht. 1919 lernte er die Künstler um André Breton kennen und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter des Surrealismus, was sich sowohl in seiner Dichtung als auch durch stetiges Engagement bei der Verbreitung der damit verbundenen avantgardistischen Ideen äußerte.

Eluard war ein politisch motivierter Mensch. Dies wird bereits deutlich, wenn er den Surrealismus als Empörung gegen eine Gesellschaft, die das Individuum erniedrigt, bezeichnet und im Künstler das Gewissen dieser Gesellschaft sieht. Auch seine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Frankreichs spricht dafür. In den Jahren des Spanischen Bürgerkrieges unterstützte er die Ideen der republikanischen Volksfront, was sich in zahlreichen Texten wie „Enterrar y callar“, Bezug nehmend auf eine Grafik Goyas, äußerte. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er in der Resistance und nutzte sein dichterisches Talent, um den Mitmenschen im besetzten Frankreich Mut zu machen und Grundwerte wie Menschlichkeit und Freiheit zu verteidigen. Sein Gedicht „Liberté“ wurde, auf Flugblättern gedruckt, tausendfach aus englischen Flugzeugen über Frankreich abgeworfen. „Ich lebe um dich zu kennen Um dich zu nennen FREIHEIT“. Nach 1945 setzte sich der Dichter im Rahmen der Friedensbewegung für eine bessere, gerechtere Welt ein.

Eluard, dessen erste Ehefrau Gala später, nach ihrer Trennung, zur Muse Dalis wurde, hatte ein Faible für die bildenden Künste und war mit zahlreichen Malern seiner Zeit gut bekannt. Die Freundschaft zu Picasso ist dafür exemplarisch und äußerte sich sowohl künstlerisch als auch politisch. Eluard begleitete Picassos Schaffensprozess zu „Guernica“ mit dem Gedicht „Der Sieg von Guernica“. 1951 entstand „Das Antlitz des Friedens“, bei dem der Maler, inspiriert vom Text des Dichters, „November 1936“ eindrucksvoll die Metamorphose einer Taube zum Gesicht einer Frau darstellte und so eine der schönsten und anrührendsten Friedensbotschaften schuf.

Die verschiedenen Seiten Paul Eluards kennen zu lernen, dazu sind alle Interessierten herzlichst eingeladen. Die Lesung findet am 30. September 2017, 14:30 Uhr statt.