Linke lud zum Wahlauftakt zum Bürgerdialog

Ist der Ruf erst ruiniert...

Freitag
18.08.2017, 06:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wenn es um Stadtentwicklung geht, darum, Bereiche attraktiver zu machen für Anwohner oder junge Familien, dann spricht man in Nordhausen meist über die Altstadt, zuletzt auch Nordhausen Nord. Die Linke will auch die Unterstadt rund um den Bahnhof wieder in den Blick nehmen und startete heute mit einem Bürgerdialog in den OB-Wahlkampf...

Wie weiter in der Unterstadt? Die Linke lud gestern zum Bürgerdialog (Foto: Angelo Glashagel) Wie weiter in der Unterstadt? Die Linke lud gestern zum Bürgerdialog (Foto: Angelo Glashagel)


Eigentlich lebe es sich ja ganz gut in der Unterstadt. Es gibt Einkaufsmöglichkeiten, gute Anbindungen an den Nahverkehr, Ärzte aller Art finden sich im Umkreis, sogar die Luft ist besser geworden seit die Harzquerbahn nicht mehr so oft mit Dampfloks den Nordhäuser Bahnhof ansteuert. Die Mieten sind moderat bis niedrig, es gibt manch gut sanierte Wohnung und grünende Gärten hinter manch bröckelnder Fassade.

Das war das eine Bild der Unterstadt, das gestern am späten Nachmittag im Mehrgenerationenhaus gezeichnet wurde. Der Kandidat der Linken für den Posten des Oberbürgermeisters, Michael Mohr, hatte für seinen Wahlkampfauftakt hier her zum Bürgerdialog geladen. Anstatt sich in Sachen Stadtentwicklung auf den ausgetretenen Pfaden der Altstadt und der Neubaugebiete zu bewegen wollte man das Gebiet zwischen Oscar-Cohn und Uferstraße, rund um Bahnhofsvorplatz, Landgraben-, Reich-, und Emil-Reichhardt-Straße in den Fokus nehmen.

Die Leute würden gerne in ihrem Viertel leben, das hätte man gemerkt, meinte Mohr nach der Veranstaltung. Im deren Verlauf zeigte sich bei den nicht eben zahlreich erschienen Anwohnern aber noch ein zweites, ein anderes Bild. Man könne zufrieden sein hier unten, meinte etwa zunächst ein Herr, nur der Dreck auf den Gehwegen und vor den Häusern, der störe schon.

Wie weiter in der Unterstadt? Die Linke lud gestern zum Bürgerdialog (Foto: Angelo Glashagel) Wie weiter in der Unterstadt? Die Linke lud gestern zum Bürgerdialog (Foto: Angelo Glashagel)


Ein anderer Mann, als Vermieter und Geschäftsmann eher Anlieger als tatsächlicher Anwohner, meinte es sei beachtlich was seit der Wende aufgebaut worden sei, auch in der Unterstadt. Aber investieren würde er hier nicht. Das lohne sich nicht. Zuviel Unrat, zuviel Bürokratie, es werde zuviel geredet und zu wenig getan.

Das Viertel hat, auch in den Augen seiner Bewohner, einen schlechten Ruf. Daraus folge alles weitere, resümierte Mohr das Gespräch gegenüber der nnz, keine Investitionen, kein neues Gewerbe, keine Veränderung. "Die Leute nehmen das wahr, sie haben auch Ideen wie man es anders machen könnte und wollen damit ernst genommen werden", so der OB-Kandidat der Linken, das Gebiet würden die Anwohner als ein "Einfallstor" nach Nordhausen sehen, in dem es auch entsprechend aussehen sollte.

Michael Mohr: die Politik muss für bezahlbaren Wohnraum sorgen (Foto: Angelo Glashagel) Michael Mohr: die Politik muss für bezahlbaren Wohnraum sorgen (Foto: Angelo Glashagel)


"Nordhausen wächst und auch innerstädtisch werden Menschen wohnen wollen", so Mohr, die Unterstadt eigne sich als Wohnort für Familien, wenn man Bausubstanz und Wohnraum betrachte, aber das drumherum passe nicht. Einen Kindergarten gibt es, aber keinen öffentlichen Spielplatz. Viele Verkehrswege und gute Anbindungen, aber keine grünen Inseln, die das Viertel attraktiver machen würden. Und auch das Sicherheitsgefühl müsse besser werden, meinte Mohr. Unter anderem hatte man sich über die Kommunikation mit der Verwaltung und die Arbeit des Ordnungsamtes beschwert, welches etwa das Alkoholverbot auf dem Bahnhofsvorplatz nicht umsetze und Missetäter und Müllsünder nicht zur Rechenschaft ziehe.

Mohr unterstrich, dass eine Aufwertung des Viertels zwar auch steigende Mieten mit sich bringen könnte, das aber eine Durchmischung wichtig sei, die auch weiterhin moderate Mieten möglich mache, Verdrängungsprozesse sollten möglichst vermieden werden. Um diesen Spagat zu schaffen, dafür gebe es Wohnraum in öffentlichem Eigentum. Eine Gesellschaft wie die SWG sei hier in besonderer Verantwortung bezahlbaren Wohnraum in der gesamten Stadt anzubieten. Die Tendenz nehme innerstädtisch aber einen anderen Weg, günstiger Wohnraum werde eher abgebaut, meinte Mohr. Zudem gebe es Förderprogramme über die Vermieter dazu bewogen werden könnten, Mietpreisbindungen zu akzeptieren. Das zu bewerkstelligen und für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen sei Aufgabe der Politik.
Angelo Glashagel