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Zum Thema Kreissitz Sondershausen

Montag
24.04.2017, 18:20 Uhr
Autor:
khh
veröffentlicht unter:
Jetzt nicht beleidigend gegenüber Sondershausen werden, so ein Leserbrief der sich mit dem Thema Kreissitz nach der Gebietsreform beschäftigt...

Liebe Repräsentanten und Wortführer der Stadt Nordhausen,

natürlich kann man verstehen, dass Ihr ein wenig verschnupft über das, letzte Woche veröffentlichte, Ergebnis, der von der Landesregierung mit Vehemenz voran getriebenen Gebietsreform, seid. Nordhausen wird also zukünftig (vorausgesetzt, die Gebietsreform kommt tatsächlich, hier streiten sich ja noch die Gelehrten und gegebenenfalls auch die juristischen Instanzen) keine Kreisstadt mehr sein.

Soweit, so gut. Entsetzen, Missbilligung und andere Reaktionen werden jetzt veröffentlicht. Gebetsmühlenartig wird wiederholt, dass man doch den Schwachen nicht stärker macht, in dem man ihm ein vermeintliches Privileg einräumt und so weiter. An dieser Stelle gleich der erste Einwurf: Alle Personen des öffentlichen Lebens wissen um die desolate Finanzlage sowohl des Landkreises, als auch der Stadt Nordhausen. Tiefrote Zahlen blicken einen aus den Haushalten an. Wie groß das Ausmaß des Dilemmas wirklich ist, lässt sich nur erahnen, da mittel der ominösen Servicegesellschaften viel verschleiert wird. Nichts destotrotz muss man hier konstatieren, Freunde Ihr seid pleite! Eine tolle Aussteuer, die Ihr in die Ehe mit dem „schwachen“ Kyffhäuserkreis (derzeit gute Haushaltsüberschüsse) und der so kleinen, unbedeutenden Stadt Sondershausen (mittlerweile nach Haushaltskonsolidierung wieder eine schwarze Null), mitbringt.

Unserer Landrätin werden ja seitens der Nordhäuser fast magische Kräfte nachgesagt. Natürlich ist die jetzige Entscheidung für den zukünftigen Kreissitz sicherlich auch Ihrer beharrlichen Arbeit zu verdanken. Im Gegensatz zu den Nordhäuser Politikgrößen hat Frau Hochwind aber immer mit offenem Visier gekämpft und ganz klar Ihre Position vertreten, die da eindeutig immer hieß, Dreierkonstellation mit SÖM / KYF / NDH und Sondershausen als Kreissitz. Sowohl der OB von Nordhausen, als auch der doch sehr umtriebige Landrat Jendricke waren da nicht so festgelegt.

Hier war die eigentliche Wunschbraut hinter den Kulissen das Eichsfeld. Sicherlich wollte man von der wirtschaftlichen Stärke dieser Region auch mit profitieren. Verständlicherweise sehen das die Entscheidungsträger dort anders und haben die Offerte ausgeschlagen. Grundsätzlich sind natürlich die Nordhäuser Politiker immer davon ausgegangen, egal welche Konstellation zustande kommt, Nordhausen wird Kreissitz. Ich weiß ja nicht, woher man dieses Ego angesichts der derzeitigen Lage von Stadt und Landkreis nimmt, aber ein gewisses Maß an Überheblichkeit kann man hier schon, parteiübergreifend, diagnostizieren.

Wenn jetzt die Nordhäuser Landratsabgeordneten und Regierungsmitglieder von R2G verwundert schauen und so tun, als hätte der Innenminister plötzlich neue Hasen aus dem Hut gezaubert, dann muss man sich um den Wahrheitsgehalt dieser Krokodilstränen keine Sorgen machen. Glauben Sie denn im Ernst, Herr Poppenhäger hätte mit einem Entwurf an die Öffentlichkeit gehen dürfen, den der Ministerpräsident nicht vorher freigegeben hätte? Wenige Tage vorher konnte man doch schon der Presse entnehmen, dass Herr Ramelow nicht mit den bis dato vorgelegten Entwürfen des Innenministers einverstanden ist und er den IHK Entwurf favorisierte und daher sprichwörtlich mit der Faust auf den Tisch gehauen hätte, um diesen jetzt zu veröffentlichen. Frau Keller, die ja als ehemalige Landrätin auch Ihren Teil an der desolaten Finanzlage des Kreises Nordhausen beigetragen hat, stellt sich jetzt hin, wie ein Unschuldslamm und beteuert, sie hätte nichts davon gewusst. Wer das glaubt, legt bestimmt auch noch Zuckersteine auf die Fensterbank.

Aber völlig unabhängig davon, wie die derzeitige Situation zustande gekommen ist und wer dafür verantwortlich ist, bleibt ein sehr fader Beigeschmack bezüglich der aktuellen Meinungsäußerungen von Nordhäuser Würden- und Entscheidungsträgern bei mir persönlich haften. Und zwar ist es dieser unsäglich beleidigende Unterton der in Bezug auf Sondershausen an den Tag gelegt wird. Da ist von einer schwachen Stadt die Rede, gar von einem Anhängsel Nordhausens.

Es wird kolportiert, dass Sondershausen nur dank der Kali-Industrie und der Bundeswehr so groß geworden sei. Ein verträumtes Städtchen mit einem schönen Schloss, aber ohne Befähigung einen Kreissitz würdig zu vertreten.

Liebe Nordhäuser, egal wie diese Geschichte ausgeht, mit diesen verbalen Attacken in unsere Richtung wird die Freundschaft unserer Gebiete sicherlich nicht positiv beflügelt. Ihr macht mit großen Elefantenfüßen das zunichte, was eigentlich schon seit Jahren gelebte Realität und Alltag ist, nämlich gute und konstruktive Zusammenarbeit sowohl in der Wirtschaft, als auch auf Verwaltungsebene.

Nur weil einige Politiker und Politikerinnen sich schlichtweg verzockt haben, müssen diese jetzt nicht beleidigend gegenüber Sondershausen werden. Denn dies sei angemerkt, liebe Verantwortungsträger, dem gemeinen Volk, also uns, ist es grundsätzlich völlig egal, wer sich wo die Taschen voll haut. Was ändert sich denn für uns Bürger, wenn der Kreissitz dort oder dort ist? Nichts! Unsere Anlaufstellen für die ganz normalen Sachen (Bürgerbüro, Zulassung, Gewerbe, Bau usw.) werden genau dort sein, wo sie jetzt auch sind. Oder wollt Ihr den Leuten einreden, dass Sie jetzt immer nach SDH müssen, wenn Sie irgendein amtliches Schreiben brauchen? Mitnichten. Also, bitte mal die Kirche im Dorf lassen und konstruktiv zusammenwachsen, dann kann diese Gebietsreform für uns alle ein Gewinn werden. Wenn wir die sich bietenden Synergien nutzen und nicht gegeneinander arbeiten.

P.S. Übrigens hat es Frankfurt / Main auch nie geschadet, dass Wiesbaden Sitz der Landesverwaltung ist.??

Fritz Busch