Kulturszene aktuell

Konzert von Emily Barker & Band aus UK

Dienstag
21.03.2017, 15:43 Uhr
Autor:
khh
veröffentlicht unter:
Am 17. März fund in der Eingangshalle des Panorama Museums Bad Frankenhausen dieses Konzert statt. Mit dabei Fred Böhme. Hier seine Rezension...

Am Abend des 17. März wurde es in der Eingangshalle des Panorama Museums nicht nur wegen der größeren Bühne enger als sonst sondern auch wegen der zahlreichen Gäste. Es waren fast 150 Gäste zum Konzert der seit 16 Jahren in England lebenden australischen Liedschreiberin und Sängerin Emily Barker gekommen.

Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme) Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme)

„Emily Barker & Band, Panorama 1-3“ Rechteinhaber: Fred Böhme, Panorama Museum

Die Bühne war vollgestellt mit Instrumenten, was auf eine ungewohnte Klangvielfalt schließen ließ. Neben dem üblichen Rockinstrumentarium wie Schlagzeug, Bass, verschiedenen Gitarren und diversen Gesangsmikrofonen standen auf der Bühne noch ein Klavier und ein Harmonium, die für weitere musikalische Farben sorgen sollten. Schon der Blick auf den Bühnenplan versprach einen spannenden Abend für den Konzertorganisator und Mann am Mischpult. Mit Hilfe von Pete Roe klappte der Soundcheck reibungslos, denn am Mixer zeigte sich der Profi mit sehr konkreten Klangvorstellungen, die er den verschiedenen Instrumenten zuordnete. Als Laie steht man daneben und staunt.

Er war es dann auch, der als Supportkünstler mit 6 eigenen Liedern einen halbstündigen Konzertauftakt bot, wobei er sich sehr versiert, teilweise äußerst filigran auf seiner akustischen Gitarre begleitete und dazu mit seiner warmen Baritonstimme sang. Es waren vor allem die ruhigen Stücke, mit denen er überzeugte.

Der von der Agentur angebrachte Vergleich mit der englischen Folkikone Bert Jansch erschien mir jedoch etwas übertrieben. Zweifellos waren aber Emily Barkers Mitmusiker echte Könner. Pete spielte das Roland-Piano, das Harmonium und eine weitere E-Gitarre, Lukas Drinkwater war der Bassist und Rob Pemberton war der sensible Schlagzeuger an den ungewöhnlich gut klingenenden Drums. Alle drei sorgten mit dem zum Teil dreistimmigen Satzgesang für die herausragenden Backing-Vocals. Und vor diesen drei versierten Musikern erschien die kleine, zierliche Emily Barker mal mit der Akustik-, dann mit der Telecaster-Gitarre und sang ihre Songs oder bot eine minimalistische Mundharmonika-Begleitung.

Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme) Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme)

„Emily Barker & Band, Panorama 1-3“ Rechteinhaber: Fred Böhme, Panorama Museum

Das muntere Auftaktstück „Dear River“ begann mit ihrem perkussiven Begleitspiel auf der akustischen Gitarre und einem atmosphärischen Harmoniumakkord. Dann erst begann sie zu singen und die gut geölte Rhythmussektion setzte ein und sorgte für den überaus tanzbaren Groove. Das war nach dem folkig-ruhigen Auftakt genau das, worauf das Publikum gewartet hatte.

Und Pete Roe hatte den Sound wirklich rund hinbekommen, auch wenn er vorab die Beschallungsanlage des Museums für solche Konzerte als unzureichend einschätzte. Emilys nicht sehr wandlungsreiche Stimme funktionierte in ihren Folk- und Country-Stücken recht gut, allerdings in ihren neueren durch die Soulklassiker der 60er inspirierten Songs überzeugte sie mich nicht im gleichen Maße. Ihr wundervolles „Sister Goodbye“ war eingebettet in diesen typischen fetten Soulsound, doch ihr Gesang war in der Höhe etwas gepresst. Bemerkenswerter waren dann wohl ihre Texte, in denen sie neben sehr persönlichen Erfahrungen auch anrührende Flüchtlingsgeschichten verarbeitet hatte.

Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme) Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme)

„Emily Barker & Band, Panorama 1-3“ Rechteinhaber: Fred Böhme, Panorama Museum

Einen drei Songs umfassenden Zwischenpart bestritt Emily allein mit ihrer Gitarre und der Mundharmonika und bot hier auch ihr „Nostalgia“, womit sie ihren nationalen Durchbruch erreichte. War das doch der Abspannsong der populären Wallander-Krimis der BBC. Insgesamt bot das Konzert einen interessanten Querschnitt ihres Schaffens bis hin zu ihrer im Mai erscheinenden neusten CD „Sweet Kind of Blue“ Zu meinen Lieblingsstücken gehörte für mich ihr eher schlichtes „Letters“ über ihren Vater mit den interessanten dramaturgischen Steigerungen und der fetten E-Gitarre von Pete Roe und das dunkle, bluesige „Blood Moon“.
Überaus versiert und abwechslungsreich war die Dramaturgie dieses Konzertes geplant, minutiös einstudiert und perfekt präsentiert.

Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme) Konzert von Emily Barker & Band aus UK (Foto: Fred Böhme)

„Pete Roe, Panorama“, Rechteinhaber: Fred Böhme, Panorama Museum

Das unterstrich zusätzlich eine Titelliste der Stücke mit genauen Anweisungen für die Ton- und Lichtregie. Das war so gut kalkuliert, dass sie spielend ihr Publikum um den Finger wickelten. Allerdings fragte ich mich irgendwann angesichts dieser einstudierten Perfektion, wo dabei der Freiraum für musikalische Kommunikation und Spontaneität blieb. Pete antwortete nach dem Konzert auf meine verwunderte Frage, dass sie keine Jazz-Band seien, sondern Songs präsentierten.

Das Publikum war von dem Konzert überaus begeistert gewesen und entließ die Musiker erst nach zwei Zugaben und vielen signierten CDs.
Hier noch ein Hinweis für diskussionsfreudige Musikfreunde: Der Konzertvorverkauf endet stets mit der Museumsschließzeit am betreffenden Veranstaltungstag. An der Abendkasse sind nur Karten für den normalen Eintrittspreis erhältlich.

Fred Böhme
Panoramamuseum

„Pete Roe, Panorama“, Rechteinhaber: Fred Böhme, Panorama Museum